Allerdings wird um die seit 2007 geplante Verschärfung der Vergabe-Leitlinien für das Siegel gerungen, die bei Hilfsorganisationen teilweise auf deutliche Ablehnung stößt. Ein Boykott sei aber nicht geplant, betonen mehrere Hilfswerke. "Wir werden das Siegel nicht infragestellen", erklärte Caritas-Sprecherin Claudia Beck dem epd: "Ein vertrauenswürdiges Siegel hilft den Bürgern, sich auf dem unübersichtlich gewordenen Spendenmarkt zu orientieren."
Ein erster Entwurf der Richtlinien vom März sah unter anderem vor, dass große Organisationen ihre Leitungsgremien verpflichtend von drei auf fünf Personen aufstocken und die Protokolle der Sitzungen offenlegen müssten. Außerdem sollten die geprüften Organisationen für das Spendensiegel werben. Diese Punkte ließ das DZI nach heftiger Kritik fallen, über andere wird noch verhandelt.
Größerer bürokratischer Aufwand
Hauptkritikpunkte des Verbandes Entwicklungspolitik Deutscher Nichtregierungsorganisationen (VENRO), dem 120 deutsche Organisationen angehören, sind etwa der mit der Verschärfung verbundene "erheblich größere bürokratische Aufwand und die erhebliche Verteuerung" des Siegels. Kritisch sehe er aber auch die Monopolstellung des DZI mit seinen teilweise langsamen Abläufen, sagte VENRO-Vorstand Bernd Pastors dem epd. Gewünscht würden mehr Pluralität und Mitgestaltung.
Das Siegel selbst stehe aber nicht zur Debatte. "Es ist wichtig und notwendig, aber wir werden mit dem DZI über die Vergaberichtlinien weiter hart verhandeln müssen", unterstrich Pastors. Sollte das DZI auf den strittigen Punkten beharren, könnten sich einige der kleineren VENRO-Mitglieder das Siegel nicht mehr leisten.
Kein Boykott
Auch die Johanniter empfinden den Verwaltungsaufwand durch die geplanten neuen Richtlinien als enorm. Darüber und über anderes müsse verhandelt werden, sagte Johanniter-Sprecher Patrick Schultheis. "Von einem Boykott des Siegels zu sprechen, wie von der Bild-Zeitung geschrieben, ist aber völliger Quatsch." Das Deutsche Rote Kreuz plane ebenfalls keinen Boykott, betonte die Sprecherin Svenja Koch. Bei der Debatte um die Verschärfung der Vergaberichtlinien müsse aber zwischen "Transparenz und Aufwand" abgewogen werden.
DZI-Geschäftsführer Wilke warnte davor, strengere Richtlinien generell als überbordende Bürokratie zu diskreditieren. "Eine Prüfung muss Zähne haben", sagte er. Der Spendenmarkt habe sich verändert. So hätten beispielsweise die heute hohen Provisionen von professionellen Spendensammlern vor 15 Jahren noch kaum eine Rolle gespielt. Wegen hoher Provisionen war etwa das deutsche UNICEF-Komitee 2007 schwer in die Kritik geraten. Weil UNICEF darüber unwahre Angaben machte, wurde dem Komitee das Spendensiegel entzogen.
Derzeit tragen 264 gemeinnützige Organisationen das Siegel, das seit 1992 auf Antrag für den sorgsamen Umgang mit Spenden vergeben wird. Der Erwerb kostet die Organisationen nach Angaben Wilkes durchschnittlich 2.000 Euro. Die Höchstgrenze liegt bei 10.000 Euro.
Hilfsorganisationen ringen um verschärfte Richtlinien
Spendensiegel in der Kritik
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) und große Hilfswerke dementieren, dass dem Spendensiegel des Instituts das Aus drohe. Entsprechende Informationen und Zitate, die von der "Bild"-Zeitung am Mittwoch veröffentlicht wurden, seien verkürzt wiedergegeben und "komplett veraltet", sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke dem epd in Berlin.
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