Rund 4.300 Kölner starben, 230.000 verloren ihre Wohnung. Bei diesem "Peter-und-Paul-Angriff" - der 29. Juni ist der Gedenktag der Apostel - erlitt auch der Dom erhebliche Schäden. Aber auch diesmal wurde die Kathedrale nicht zerstört, genauso wenig wie bei den Bombardierungen zuvor und danach.
"Es ist immer wieder furchtbar, durch die Stadt zu gehen, und nichts wie Trümmer oder leerstehende Fassaden zu sehen", schrieb damals die Kölnerin Christa Lehmacher an ihren Bruder. "Um den Dom herum sind die ganzen Hotels und großen Häuser restlos zerstört. Einzig das Excelsior ... steht noch zum Teil", zitiert der Historiker Niklas Möring den Zeitzeugenbericht in seinem Buch "Der Kölner Dom im Zweiten Weltkrieg". Durch das gewaltige Flammenmeer sei ein Sturm mit starken Böen entstanden, der die schweren Eichentüren der Dom-Sakristei auf- und zuschlagen ließ.
Eine Explosion brachte alle vier Gewölbefelder des nördlichen Querschiffs zum Einsturz, wie Möring berichtet. Dadurch wurde die wertvolle Domorgel aus dem 16. Jahrhundert vollkommen zerstört. Eine weitere Bombe vernichtete die Dombauhütte an der Südseite der Kathedrale. Die Schäden am Dom waren erheblich größer als bei dem "1.000-Bomber-Angriff" ein Jahr zuvor, bei dem 469 Menschen ihr Leben verloren hatten und 45.000 Kölner obdachlos wurden.
Gezielte Angriffe?
Die NS-Propaganda nutzte besonders den "Peter-und Paul-Angriff", um den Alliierten eine bewusste Strategie der Zerstörung von Kulturdenkmälern zu unterstellen. Eine solche Verabredung aber hat es laut Möring «nie gegeben», genauso wenig wie eine Strategie der bewussten Verschonung. Schon nach dem "1.000-Bomber-Angriff" war in der Bevölkerung der Mythos entstanden, dass die Briten den Dom bewusst erhalten wollten. Die Vorstellung hielt sich bis zum Ende des Krieges. Denn im Gegensatz zu romanischen Kirchen in Köln stand die gotische Kathedrale, wenn auch stark beschädigt.
Möring will gar nicht ausschließen, dass sich einzelne Piloten darum bemühten, den Dom bei Angriffen auf die Stadt und nahe gelegene Ziele wie den Kölner Hauptbahnhof zu schonen. Die Zielgenauigkeit sei aber damals viel zu gering gewesen, um das Gotteshaus nicht zu treffen. Der Grund, warum die Kathedrale den Zweiten Weltkrieg überstand, "war schlichtweg ihre Bauweise", so der Historiker. Brandbomben prallten an den stark geneigten Dachflächen ab und konnten meist schnell gelöscht werden. Die eisernen Dachstühle blieben weitgehend unversehrt. Das gotische Strebewerk mit seinen großformatigen Fensteröffnungen bot Luftminen weniger Angriffsflächen; der durch eine Explosion hervorgerufene Luftdruck konnte ungehindert nach außen entweichen.
Gefahr nach dem Krieg noch nicht vorbei
Dennoch wurde der Dom arg in Mitleidenschaft gezogen. Von den 22 großen Gewölben waren 9 zerstört und 6 stark beschädigt. Bei einem Angriff am 3. November 1943 riss eine Sprengbombe ein etwa 10 Meter hohes Loch in den statisch wichtigen Eckpfeiler des Nordturms. Die daraufhin gesetzte "Domplombe" aus Ziegelsteinen prägte jahrzehntelang das Bild der Kathedrale. Erst zum Weltjugendtag 2005 wurde sie verblendet - und damit die letzten augenfälligen Kriegsspuren an dem Bauwerk unsichtbar gemacht.
Nach dem Krieg war die Gefahr für den Dom übrigens noch nicht gebannt. Die britische Militärregierung wollte die Fahrrinne im Rhein freibekommen und setzte Wasserbomben ein. Die Druckwellen ließen Filialen und Dachteile abplatzten. Hunderte Tonnen Mauerwerk donnerten aus dem Chorgewölbe in die Tiefe. Dass das Gebäude hielt, führte der damalige Dombaumeister Willy Weyres auf nur einen Umstand zurück: auf die außerordentlich tiefen Fundamente des Domes.
Hinweis: Niklas Möring, Der Kölner Dom im Zweiten Weltkrieg, Verlag Kölner Dom 2011, 112 Seiten, 201 Abbildungen, 17 Euro.