Staatsrechtler Dreier fordert Trennung von Staat und Kirche

Religiöse Feiertage nur für Gläubige

​Der Würzburger Staatsrechtler Horst Dreier hat sich für eine klarere Trennung von Staat und Kirche in Deutschland ausgesprochen. Auf vielen Feldern sei eine Zusammenarbeit historisch gewachsen. Eine "Flurbereinigung" könne nicht schaden.

Kreuz hängt in einem Büro / ©  Harald Oppitz (KNA)
Kreuz hängt in einem Büro / © Harald Oppitz ( KNA )

Dreier äußerte sich in einem Streitgespräch mit der Tübinger Theologin Johanna Rahner im "Stern" (Donnerstag). Der Autor des Buches "Staat ohne Gott" plädierte für das Modell eines säkularen Staats, der sich mit keiner Religion oder Weltanschauung identifiziere, auch nicht mit der christlichen.

Staat ohne Gott heiße aber nicht Welt ohne Gott, betonte der protestantische Christ. Die Kirche dürfe sich selbstverständlich "kraftvoll einmischen und überall ihre Stimme erheben, vor allem wenn es um Ziele und Forderungen geht, die sich aus ihrer Glaubensüberzeugung ableiten lassen."

Dreier: Änderungen bei Feiertagen sinnvoll

Dreier forderte unter anderem eine Abschaffung der Dotationen, das sind jährliche Zahlungen des Staats an die Kirchen. Der Auftrag zu einem solchen finanziellen Schnitt stehe schon in der Weimarer Reichsverfassung und seit 1949 auch im Grundgesetz.

Auch bei den Feiertagen hält der Jurist und Rechtsphilosoph Veränderungen für sinnvoll: "Eigentlich wäre es schon heute richtig, dass religiöse Feiertage nur für die gelten, die auch einer Glaubensgemeinschaft angehören", so Dreier. Er fügte hinzu: "Ich bin mir sicher: Wir werden in maximal 20 Jahren auch einen muslimischen Feiertag haben."

Rahner: Wir Deutschen wollen keine Gesellschaft ohne Gott

Theologin Rahner verteidigte das bestehende Miteinander von Staat und Kirche in der Bundesrepublik. "Die Deutschen wollen keine Gesellschaft ohne Gott", sagte die Theologin. Sie trauten etwa konfessionellen Kindergärten und Schulen eine Grundkompetenz bei der Vermittlung von Werten zu. Bei einer Trennung würden nicht nur die Kirchen, sondern auch der Staat verlieren. "Eine rechenschaftspflichtige, vernünftige und aufgeklärte Religion hat sehr positive Wirkung auf ihn", so die Dogmatikerin.

Bei den Dotationen, mit denen die Bundesländer beispielsweise Bischöfe entlohnten, handele es sich um sogenannte Ersatzleistungen, die den Kirchen zuständen, weil sie Anfang des 19. Jahrhunderts enteignet worden seien. "Seit 20 Jahren drängen die Kirchen darauf, diese Ausgleichszahlungen mit einer abschließenden Entschädigung zu beenden", so Rahner.


Quelle:
KNA