Lindita Arapi über ihren Roman "Schlüsselmädchen"

Vom langen Schatten der albanischen Vergangenheit

"Da die Politik es nicht schafft, die Vergangenheit in Albanien aufzuarbeiten, versucht die Literatur nun ihren Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung zu leisten", sagt Lindita Arapi im domradio.de Autorengespräch. Im Jahr 2011 wurde sie in Albanien zur Schriftstellerin des Jahres gewählt. In ihrem Roman "Schlüsselmädchen" begibt sich Lindita Arapi auf eine Zeitreise in die albanische Vergangenheit.

 (DR)

Die Autorin schildert das Leben von drei Frauen aus drei Generationen in Albanien. Die Großmutter der Romanheldin Lodja wird ermordet, weil sie die grausamen Demütigungen der Männer nicht mehr erträgt und flieht. Die Mutter muss als Kind mitansehen, wie ihr Vater von stalinistischen Schergen gelyncht wird. Lodja selbst wächst in einer Familie auf, die am Leben der Gesellschaft nicht teilnehmen darf, weil sie eine "schwarze Biografie" hat. Gesprochen wird darüber in der Familie nicht. Für Lodja ist alles undurchsichtig und geheimnisvoll. Die Schatten der Vergangenheit verdunkeln ihr Leben – Gespenster erscheinen ihr, sie kann nicht zur Ruhe kommen. Also begibt sich Lodja auf Spurensuche. Sie will die Gespenster stellen, indem sie beginnt, die verdrängten Geschichten zu erzählen. Lindita Arapi erzählt in ihrem Roman Schlüsselmädchens auch die Geschichte eines Landes, indem die archaischen Strukturen sogar den Kommunismus überlebt haben. Im domradio.de Interview spricht die Autorin, die seit über 15 Jahren in Deutschland lebt, auch über das moderne Albanien und die Verehrung von Mutter Teresa, deren Eltern aus Albanien kommen.