Tja, darüber kann man lange nachdenken. Wann macht Engagement Sinn? Nur dann, wenn viele mitmachen? Klar, wenn sich viele für eine Sache einsetzen, verleihen sich die Menschen untereinander Flügel. Aber wird eine sinnvolle Sache sinnlos, weil nur ein kleines Häuflein für die sinnvolle Sache kämpft? Und sich dabei auch noch fühlt, wie die letzten Mohikaner?
Mir fällt eine Geschichte von Sharon Salzberg, einer amerikanischen Buddhistin, ein. Eine ihrer verehrten Heldinnen war die spätere Nobelpreisträgerin Aun San Suu Kyi. Todesmutig stand die Politikerin für eine Demokratisierung ihrer Heimat. 15 Jahre Hausarrest brachte ihr das unter der Militärregierung ein. Was für ein mutiges, bedeutendes Leben, fand Sharon Salzberg. Was machte sie schon im Vergleich dazu? Sie schrieb an einer kleinen Einführung in den Buddhismus. Wie bedeutungslos! Wirklich?
Jahre später fand Sharon Salzberg ein Interview mit Aun San Suu Kyi, in dem sie von einem schmalen Buch berichtete: Eine kleine Einführung in buddhistische Meditation, mit der sie das Meditieren lernte. Und sich so ermöglichte, nicht zu verzweifeln.
Wie staunte Sharon Salzberg, als sie begriff: Dieses kleine, rettende Buch war eben jene Einführung in den Buddhismus von ihr selbst. Die sie doch für so belanglos, so entsetzlich unbedeutend befunden hatte. Und die ausgerechnet ihrer verehrten Heldin zur Rettung wurde!
Mich baut diese Geschichte zuverlässig auf. Sie erinnert mich an das Wort aus der Chaostheorie: Auch der Flügelschlag des Schmetterlings bewegt das Universum. Heißt, auch so etwas Unbedeutendes wie ein Flügelschlag kann alles ändern.
Was wissen wir schon darüber, welche Wirkung, welche unserer Handlungen hat? Das einzige, was wir wissen ist, was wir tun. Ob wir uns für mehr Menschlichkeit einsetzen oder mehr Kälte in der Welt zulassen. Wir wissen, was wir säen. Was wir ernten, liegt nicht in unserer Hand.
Wer auch immer sich so wo auch immer engagiert. Wenn Sie mich fragen: Einfach weitermachen.