von Frauen und Flüchtlingen

Frauenrechte

Zur Gewalt gegen Frauen in der Silvesternacht in Köln ist schon viel gesagt. Aber eines kommt mir zu kurz: die Frauen. Und ihre Rechte.

Olympe de Gouges wird hingerichtet / © Mettais
Olympe de Gouges wird hingerichtet / © Mettais

Der renommierte Kollege Heribert Prantl, SZ, bedauert in seinem Kommentar zur - unsäglichen -  Gewalt in der Silvesternacht zutiefst, dass jetzt Rechte und Rechtspopulisten in Deutschland  ungarische oder polnische Politik fordern. Gott sei Dank erinnert er an die Genfer Konvention. Und daran, dass wegen der Machoidioten von Köln nicht noch mehr Menschen im Mittelmeer ertrinken sollen. Nein. Sollen sie nicht.

Ich habe an dieser Stelle im August erzählt, dass ich mir schon als Schülerin, als wir die Französische Revolution durchnahmen, wie ein Adelsfräulein vorkam. Welches ein Leben voller Privilegien geschenkt bekam. Qua Geburt. Das ist Glück. Aber kein Recht. Damals nicht für den Adel. Heute nicht für uns. Dass alle Menschen die gleichen Rechte haben, ausnahmslos, daran hatte ich weder damals noch heute Zweifel. Auch nach der Silvesternacht nicht.

Uns gehört, in meinen Augen, nichts. Nicht unser Wohlstand, nicht unser Besitz, nicht die relativ unverpestete Luft, die wir atmen. Wir dürfen das genießen. Ja. Aber nicht andere Menschen davon ausschließen. Wir müssen teilen. Weil alle anderen die gleichen Rechte auf Frieden und Freiheit haben wie wir. Ich nehme nichts zurück.

Und hatte doch etwas aus dem Blick verloren.

Seit Silvester weiß ich, was: Gleiche Rechte für alle Menschen meint alle Menschen.

Die Französische Revolution hat das nicht getan. Menschenrechte waren Männerrechte. 1791 hat Olympe de Gouges eine Frauen und Bürgerinnenerklärung verfasst: In Artikel 10 heißt es: "Die Frau hat das Recht, das Schafott zu besteigen. Gleichermaßen muss ihr das Recht zugestanden werden, eine Rednertribüne zu besteigen." Zwei Jahre später, 1793,  ist Olympe de Gouges aufs Schafott gestiegen. Weil sie vorher geredet hat.

Als junge Journalistin habe ich Frauenthemen offensiv vorgeschlagen. Chauvikassen geführt. Widersprochen, wenn sich eine Frau als Arzt oder Ingenieur bezeichnet hat. Irgendwann hatte ich genug von  Hohn und Spott. Und verdrehten Augen. Ich wurde müde. Gewöhnte mich an die Verachtung des Feminismus. Machte es mir leicht. Schließlich darf ich denken, reden, Texte schreiben, wählen gehen.

Weil meine Mütter, Groß-, Ur- und Ururgroßmütter dafür Hohn und Spott in Kauf nahmen. Und ihr Leben riskierten.

Ihren Mut habe ich genommen, aber selbst immer weniger gekämpft.

Seit Silvester weiß ich: das muss anders werden. Ich will wieder meins dafür tun, dass alle Frauen alle Menschenrechte bekommen.