Der neue Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hält eine Wiederzulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den kirchlichen Sakramenten nach einer Bußzeit für möglich. Den entsprechenden Vorschlag von Kardinal Walter Kasper halte er "für einen gangbaren Weg, der aber immer auf einzelne Fälle bezogen sein muss", sagte Marx der "Welt am Sonntag".
"In diese Richtung weiter diskutieren"
Kaspar habe Ende Februar vor der Kardinalsversammlung in Rom in Erwägung gezogen, dass Geschiedene, die ihr Scheitern anerkennen, nach einer Bußzeit eine Wiederzulassung zu den Sakramenten beantragen können. "Ich würde befürworten, wenn wir in diese Richtung weiter diskutieren würden", sagte der Münchner Erzbischof Marx.
Insbesondere der Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener vom Sakrament des Abendmahls stößt bei vielen Katholiken auf Unverständnis.
"Wir brauchen eine starke Zentrale"
Außerdem äußerte sich der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz zu der Rolle Roms. "Ich sage klar: Wir brauchen eine starke Zentrale. Rom ist wichtig für die katholische Kirche", sagte Marx im Interview. "In den großen, wichtigen Fragen wie etwa auch dem Zölibat oder der Frage der wiederverheiratet Geschiedenen wird weiterhin eine gemeinsame, gesamtkirchliche Entscheidung notwendig sein."
"Nicht alles muss in Rom entschieden werden"
Zugleich meinte der Münchner Erzbischof, der Wunsch von Papst Franziskus nach Dezentralisierung sei "offensichtlich". Er habe ihn schriftlich geäußert und nicht nur einmal beiläufig in einer Predigt erwähnt. "Jetzt muss man diskutieren, wie das zu verstehen ist", so Marx, der Mitglied der Gruppe aus acht Kardinälen ist, die der Papst
als Beratungsgremium berufen hat. Diese Kommission habe dazu "viele Punkte besprochen". Es wäre nach Einschätzung Marx' "in einer globalisierten Welt völlig falsch, Rom zu schwächen, aber nicht alles muss in Rom entschieden werden".