Medica Mondiale bietet Fortbildungen an

Flüchtlingshelfer gegen Traumata

Flucht, Kriegserlebnisse, sexualisierte Gewalt: Menschen, die aus Kriesengebieten zu uns kommen, leiden oft an einem Trauma. Für Flüchtlingshelfer stellt sich dann eine schwierige Aufgabe: Wie sollen sie mit den traumatisiertren Menschen umgehen?

Autor/in:
Jasmin Maxwell
Flüchtlingshelfer in Dortmund / © Maja Hitij (dpa)
Flüchtlingshelfer in Dortmund / © Maja Hitij ( dpa )

Flüchtlingshelfer sollten nach Ansicht der Hilfsorganisation Medica Mondiale auf den Umgang mit traumatisierten Menschen vorbereitet werden. Kriegserlebnisse oder sexualisierte Gewalt könnten etwa dazu führen, dass die Betroffenen angespannt und emotional belastet seien und sich nur schwer konzentrieren könnten, sagte Karin Griese, Bereichsleiterin Trauma-Arbeit bei der Frauenrechtsorganisation, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Köln. Dadurch könne es vorkommen, dass sie an Angeboten nicht teilnehmen oder in Sprachkursen nur langsam lernen.

"Wenn man weiß, wie Traumatisierungen die Gedächtnisleistung beeinflussen können, dann kann man Angebote so gestalten, dass die Menschen sie besser wahrnehmen können", sagte Griese. Dazu gehörten etwa ein möglichst niedrigschwelliger Zugang und Flexibilität. In Sprachkursen sollte auf Wiederholungen geachtet werden, empfiehlt die Expertin. Atemübungen könnten eingebaut werden, um Spannungen abzubauen. Wer Geflüchtete begleite, sollte zudem verlässlich sein und auf Rituale setzen, die Sicherheit vermitteln.

Große Nachfrage

Medica Mondiale bietet seit diesem Jahr Fortbildungen zum Thema Stress- und Traumasensibilität für Menschen an, die haupt- oder ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit aktiv sind. Die Nachfrage sei riesig, sagte Griese. "Wir haben eine Zeit lang fast täglich Anrufe zu dem Thema bekommen." Neben Schulungen direkt in sozialen Einrichtungen wie dem Deutschen Roten Kreuz oder bei Bildungsträgern wie der Bergischen Diakonie Wuppertal will die Organisation in diesem Jahr auch Frauen ausbilden, die selbst vor einigen Jahren geflohen sind und ihre Erfahrungen an andere weitergeben möchten.

Frauen, die sexualisierte Gewalt erfahren hätten, könnten oft nicht mit ihren Familien darüber sprechen, weil ihnen ansonsten Stigmatisierung drohe, sagte Griese. Für sie könne der Austausch mit anderen Frauen hilfreich sein. "Menschen, die Traumatisches erlebt haben, neigen dazu, sich zu isolieren", sagte Griese. "Aber soziale Bezüge sind ganz wichtig, um traumatische Erfahrungen zu verarbeiten."

"Richtig" zuhören

Haupt- und Ehrenamtlichen empfehle sie, aktiv zuzuhören, wenn sich eine Frau ihnen anvertraue, aber nicht nachzubohren. Wichtig sei dabei vor allem, die Ressourcen der Frauen zu betonen: "Nicht das Opfersein zu stärken, sondern die Tatsache, dass die Frauen überlebt haben und es geschafft haben, nach Deutschland zu kommen."

Medica Mondiale ist eine Frauenrechtsorganisation, die 1992 von der Ärztin Monika Hauser gegründet wurde. Die Gynäkologin war auf eigene Faust ins in den Balkan gereist, um dort vergewaltigten Frauen und Mädchen zu helfen. Heute ist ihre Organisation weltweit aktiv – auch in Deutschland.


Quelle:
epd