domradio.de: Was steht in dieser Erklärung?
Pater Bernd Hagenkord SJ (Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan): Die Erklärung ist zunächst einmal die Erklärung, dass noch keine Entscheidung getroffen wird. Alles, was an Niederschriften sozusagen generiert wird: Er bleibt Bischof, er kommt nach drei Monaten zurück und so weiter und so weiter. Das ist erst einmal aus der Luft gegriffen! Was der Vatikan tut, ist Vertrauen setzen in das Verfahren, das Erzbischof Zollitsch für Limburg angestrengt hat. Man möchte herausfinden, was genau passiert ist, wer trägt für was die Verantwortung? Das ist ja auch noch nicht alles klar. Das ist schmerzhaft, vor allem für die Menschen in Limburg. Bei uns fließt auch gerade das E-Mail-Postfach über von enttäuschten, frustrierten und verärgerten Menschen.
Auf der anderen Seite schafft das aber vielleicht auch jetzt den Raum, den es braucht, um einfach mal genau herauszufinden, was jenseits der dauernden Wiederholung des Wortes "Protz-Bischof" wirklich dran ist an der Geschichte.
domradio.de: Aber das heißt, es gibt ja doch eine zweimonatige -naja, Suspendierung kann man das nicht nennen - aber für zwei Monate wird der Bischof nicht nach Limburg zurückkehren. Richtig?
Hagenkord: Zahlen sind nicht genannt. Auch das ist ja so eine Sache. Dauernd wird die Zahl zwei Monate, drei Monate wiederholt. Die Erklärung des Vatikans nennt keine Zahl, sondern bindet das ganz bewusst an die Untersuchung dieser Kommission. Ich gehe davon aus, dass, so lange die Kommission tagt, der neu ernannte Generalvikar die Amtsgeschäfte führen wird. Bischof Tebartz-van Elst wird die Auszeit nehmen. Danach wird man sehen, wie man weiter verfahren kann. Ich glaube, das hängt ganz davon ab, wie die Verantwortungszuweisung geschehen wird.
domradio.de: Also gibt es einen neu eingesetzten Generalvikar, der jetzt sein Amt etwas früher beginnt und der nun vorübergehend für Limburg zuständig ist?
Hagenkord: Ganz genau. Das ist sozusagen das Verfahren, das immer gilt. Jeder Bischof hat einen Generalvikar, einen ständigen Vertreter, der in seinem Namen gewisse Vollmachten hat. Die übt jetzt der Generalvikar Rösch aus und damit hat das Bistum eine Verwaltung, eine Regierung sozusagen. Es kann weitergehen, es können die Akten freigegeben werden, die die Aufklärung benötigt. Gleichzeitig ist aber Bischof Tebartz-van Elst nicht im Bistum. Das heißt, da kann man auch noch einmal in Ruhe darüber nachdenken. Da ist ja auch sehr viel hochgekocht in den letzten Tagen und Wochen. Da ist das Vertrauen entzogen worden von ganz enger Seite, also von engsten Mitarbeitern. Das kann nicht einfach so weitergehen. Das ist ja völlig klar. Dann kann die Entscheidung auf Tatsachen basieren und nicht auf Überschriften und das finde ich sehr positiv.
domradio.de: Weiß man, was der Bischof jetzt tun wird?
Hagenkord: Ich hoffe, dass er sich dahin zurückziehen wird, wo wir Medien ihn nicht erreichen. Er wird sicherlich Zeit brauchen zu reflektieren, zu beten, nachzudenken, sich zu beraten. Vielleicht auch ein paar Tage ins Land ziehen zu lassen, weil es ja auch eine riesen Belastung für den Bischof gewesen ist und immer noch ist. Das geht ja an niemanden so einfach vorbei. Jetzt sich die Zeit zu nehmen, Luft zu holen und sich zu fragen, wie es jetzt mit einem weitergeht. Zumal es ja nicht die ganze Geschichte ist. Es gibt ja auch in Hamburg die Frage nach dem Strafbefehl. Die ist ja noch gar nicht drin. Das ist ja auch noch eine Sache, die ansteht. Da wird Bischof Tebartz-van Elst sich schon überlegen müssen, ob er eine Zukunft hat, ob er für sich selbst eine Zukunft in Limburg sieht und wie er weitermachen will. Aber das ist nichts für heute und morgen. So schmerzlich das für die Leute in Limburg ist. Ich bin ein Freund von sauberen Verfahren und nicht von schnellen Verurteilungen. Von daher finde ich die Entscheidung, die keine Entscheidung ist - also die Mitteilung aus dem Vatikan heute - positiv.
domradio.de: Wenn der Bischof von Limburg seinen Rücktritt nicht selber anbieten sollte, kann der Papst ihn dann entlassen?
Hagenkord: Das sind jetzt die Spekulationen, was passieren könnte. Ich würde das davon abhängig machen, was bei dem Bericht herauskommt. Und dann kann man sagen, was das Kirchenrecht für Möglichkeiten bereithält. Jetzt zu spekulieren, halte ich auch nicht für sinnvoll. Diese Erklärung aus dem Vatikan ist ja auch ganz bewusst völlig offen formuliert worden. Keine Zeiträume. Nicht einmal eine Andeutung einer Verurteilung, um nicht vorzuverurteilen, um nicht den Spekulationen Vorschub zu leisten. Ich glaube, es ist den Leuten, die jetzt untersuchen, wirklich damit gedient, dass sie ein bisschen warten. Ganz bewusst werden ihre Namen auch nicht genannt, damit wir Medien nicht dauernd bei ihnen anrufen. Und dann können wir hören, was sie herausfinden. Erzbischof Zollitsch hat ja versprochen, dass das dann öffentlich gemacht wird.
Das Interview führte Uta Vorbrodt