Der frühere Benediktbeurer Dogmatikprofessor war am Freitag von Papst Franziskus zum Bischof ernannt worden und wird am 24. Mai in Passau geweiht. Der Salesianerpater hatte entschieden, seinen Antrittsbesuch im wichtigsten bayerischen Marienwallfahrtsort zu beginnen und dort zu beten. Bei seiner Ankunft auf dem Altöttinger Kapellplatz brach die Sonne durch den regnerischen Himmel. Glockengeläut und ein Spalier von Fahnenträgern, Kindern, Ordensschwestern und Schaulustigen geleiteten ihn zur Schwarzen Madonna. Oster, der nur ein schlichtes Chorgewand und eine lila Stola trug, schüttelte unzählige Hände, bevor er am Eingang des Heiligtums seine Eltern umarmte.
"Ich danke Gott und dem Papst, dass er Sie zu meinem Nachfolger erwählt hat", hieß ihn Altbischof Wilhelm Schraml (78) willkommen. "Das Bistum erwartet Sie mit großer Hoffnung und innerer Freude."
In einer persönlich gehaltenen Ansprache wandte sich Oster zuerst an die Kinder, Jugendlichen und Gläubigen, danach an die Ehrengäste und geistlichen Würdenträger. Freimütig erzählte er von seinen zwiespältigen Gefühlen in den zurückliegenden Wochen. Die Angst vor Überforderung habe ihm unruhige Nächte beschert. Dazu sei eine sich zunächst positiv anfühlende, aber im Grunde gefährliche Emotion gekommen, nämlich die, eine solche Erwählung verdient zu haben. Dies sei nur "aufgeblasene Eitelkeit" gewesen. Seinen inneren Frieden habe er erst im "betenden, inneren Blick weg von sich selbst" auf Jesus und Maria gefunden.
Von Altötting nach Passau
Nach dem Besuch von Altötting fuhr Oster nach Passau. Dort schallte ihm vor dem Stephansdom ein Ehrensalut der Böllerschützen entgegen. Die Kathedrale war bis auf den letzten Platz besetzt. Mehrfach wurde seine Ansprache von Applaus unterbrochen. Darin erläuterte Oster mit Blick auf seinen Namenspatron, den ersten christlichen Märtyrer Stephanus, seinen Bischofs-Wahlspruch: "Der Sieg der Wahrheit ist die Liebe". Er wies darauf hin, dass abstrakte Wahrheiten ohne lebendigen Glaubenshintergrund zu Kälte tendierten und so nicht die Herzen der Menschen erreichen könnten.
Seine Zuhörer in Altötting und Passau sprach der Pater bevorzugt mit "meine Lieben" an. Er bat sie um ihr Gebet und zugleich um Geduld mit seinen Fehlern, Schwächen und Zumutungen. Sein Gesang in der Liturgie sei etwa "eher schwächlich", außerdem neige er dazu, "gelegentlich in der Länge der Predigten etwas zu überziehen", so Oster.