Im Festgottesdienst übernahm Neymeyer den Bischofsstab aus der Hand seines Vorgängers Joachim Wanke. Der 73-Jährige war 2012 aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Neymeyr, der zuvor elf Jahre Weihbischof in Mainz war, ist der zweite Bischof des 1994 neugegründeten Bistums in der ostdeutschen Diaspora. Es hat rund 152.000 Katholiken.
In seiner Predigt rief Neymeyr die Gläubigen dazu auf, im Alltag mit Worten und Taten ihr Christsein zu bezeugen. Christen seien "nicht einfach nur ein frommer Teil der Gesellschaft, der im Verborgenen seine Religion praktiziert". Dabei gehe es nicht nur um die einzelne konkrete Tat, sondern auch um Lebenswerke. "Es ist nicht immer einfach, aber wir müssen uns als Christen zu erkennen geben", betonte Neymeyer. Dazu bedürfe es eines langen Atems. "Die Menschen wollen zurecht Taten sehen", betonte der Bischof vor rund 1.000 Gästen im voll besetzten Erfurter Dom.
Weiser Kardinal Lehmann
Zuvor hatte der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, Neymeyr im Namen von Papst Franziskus für seinen neuen Hirtendienst ermutigt. Ihm werde die Aufgabe leichtfallen, denn er habe als Mainzer Weihbischof "unter der weisen Führung von Kardinal Karl Lehmann ausreichend Erfahrung gesammelt", so der Botschafter des Papstes. Zudem dankte er unter lautem Applaus der Gläubigen Altbischof Wanke für die 31 Jahre an der Spitze des Bistums Erfurt; zunächst 13 Jahre als Apostolischer Administrator, dann 18 Jahre als Diözesanbischof. Ebenso dankte er Weihbischof Reinhard Hauke, der während der Vakanz das Bistum übergangsweise als Diözesanadministrator geleitet hatte.
Für die Deutsche Bischofskonferenz unterstrich ihr stellvertretender Vorsitzender, der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle, in Erfurt biete sich die Ökumene "in besonderer Weise" an. Dies gelte insbesondere für die "ökumenischen Impulse" des Papstbesuchs vom September 2011. Papst Benedikt XVI. war damals im evangelischen Augustinerkloster mit der Spitze des deutschen Protestantismus zusammengetroffen.
Ökumene im Blick
Gerade in den kommenden Jahren spielten in Neymeyrs Bistum "wichtige Orte des reformatorischen Gedenkens" eine große Rolle, ergänzte Trelle im Blick auf das Reformationsjubiläum 2017. Bischöfin Ilse Junkermann von der der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland verband ihren Glückwunsch an Neymeyr mit der Hoffnung, das Reformationsgedenken "gemeinsam und ökumenisch" zu gestalten. Dabei sei von Erneuerung der Kirche wie von Kirchenspaltung zu reden.
Es gehe um Stärkung, "die wir als unterschiedlich geprägte Kirchen voneinander empfangen", aber auch um "Verletzungen, die wir einander in vergangenen Zeiten zugefügt haben", sagte Junkermann. Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) zeigte sich überzeugt, dass Neymeyr zu einem offenen und vertrauensvollen Umgang mit der Landesregierung beitragen werde. Sie ermutigte Neymeyr, "klangvoll und klar" in öffentlichen Debatten Position zu beziehen. "Auch die säkulare, plurale, freie Gesellschaft braucht die Stimme der Kirchen, sie braucht ihr Engagement." Die Kirchen könnten sinnstiftend wirken und Orientierung geben.
Zum Abschluss der knapp zweistündigen Zeremonie erinnerte der Mainzer Kardinal Karl Lehmann in seinem Grußwort an die engen Bindungen zwischen Erfurt und Mainz seit der Christianisierung durch Bonifatius im 8. Jahrhundert. Durch die Berufung seines langjährigen Weihbischofs werde die Beziehung zwischen beiden Städten "auf einem neuen Fundament nun noch enger, zumal auch in seiner Familiengeschichte thüringische Ahnen sind", sagte Lehmann.
Massenandrang
An diesem Sonntag beginnt Bischof Neymeyr im katholischen Eichsfeld die Reihe der von ihm angekündigten Besuche im Bistum. Nach einem Gottesdienst in der Marienkirche von Heiligenstadt will er mit Vertretern aus den Kirchen sowie aus Politik und Gesellschaft zusammentreffen. Zudem ist ein Besuch bei den Franziskanern vorgesehen.
An der Feier im überfüllten Erfurter Dom nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft teil. Trotz Vollsperrung des Hauptbahnhofs waren tausende Gläubige nach Erfurt gereist. Der Festgottesdienst im Dom wurde auch in die benachbarte Severikirche auf dem Domberg übertragen. Dort verfolgten weitere 750 Menschen die feierliche Amtseinführung auf einer Leinwand. Es war die größte kirchliche Veranstaltung in der Landeshauptstadt seit dem Besuch des damals amtierenden Papst Benedikt XVI. vor drei Jahren.
Der aus Worms stammende Neymeyr wurde nach dem Theologiestudium in Mainz 1982 von Kardinal Hermann Volk zum Priester geweiht. Er promovierte über Kirchenlehrer in der Antike, bevor er als Subregens ans Mainzer Priesterseminar wechselte. Nach 1993 war er Pfarrer in Rüsselsheim und Worms, bis Papst Johannes Paul II. ihn 2003 zum Weihbischof im Bistum Mainz ernannte. Als Bischofsvikar war Neymeyr im Bistum Mainz besonders für die Jugendseelsorge zuständig. In der Deutschen Bischofskonferenz gehört er der Jugendkommission und der Publizistischen Kommission an.