Rund drei Millionen deutsche Kinder und Jugendliche können nach aktuellen Angaben des Deutschen Kinderschutzbundes in diesem Jahr nicht in Urlaub fahren. Die Zahl der Familien in Deutschland, die sich keinen Urlaub leisten können, sei in den vergangenen zehn Jahren um 50 Prozent gestiegen.
An den Ferienfreizeiten der katholischen Jugendverbände nehmen allein aus Nordrhein-Westfalen über 26.000 Kinder und Jugendliche teil, gab der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) am Mittwoch bekannt. Allein im Erzbistum Köln fahren rund 6.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit den Jugendverbänden des BDKJ ins Ferienlager oder auf Sommerfreizeiten.
Ehrenamtler machen es möglich
Möglich macht dies der Einsatz von rund 4000 ehrenamtlichen Leitern. "Das ehrenamtliche Engagement der Verbandlerinnen und Verbandler ist enorm“, berichtet Tobias Agreiter, Landesvorsitzender des BDKJ in NRW und Diözesanvorstand des BDKJ im Erzbistum Köln. "Die Leiterinnen und Leiter opfern häufig einen Großteil ihres Jahresurlaubs, um den Kindern schöne Ferien mit unvergesslichen Erlebnissen bieten zu können. Viele bereiten zudem bereits seit Monaten die Freizeiten akribisch vor.“
Auch für Kinder, die aus finanziellen Gründen nicht mit ihrer Familie verreisen können, seien die Angebote der katholischen Jugendverbände eine Chance auf eine Ferienreise. "Alle Kinder haben ein Recht auf eine schöne Ferienzeit – auf Erholung und Erlebnisse außerhalb des oft stressigen Schulalltags. Deshalb bieten viele Jugendverbände ermäßigte Preise oder Förderungen für Familien mit finanziellen Schwierigkeiten an. Die Teilnahme darf nicht am Geld scheitern“, so Susanne Schütte, Diözesanvorsitzende des BDKJ im Erzbistum Köln.
Einmalzahlung gefordert
Kinderschutzpräsident Heinz Hilgers forderte eine sommerliche Einmalzahlung für Kinder aus Hartz-IV-Familien in Höhe von 300 Euro. Kinder sozial schwacher Familien dürften beim Urlaub nicht abgehängt werden. Familienurlaub schafften zudem eine gemeinsame Identität. „Davon zehren viele das ganze Jahr über. Fällt dies weg, ist der Zusammenhalt vor allem von wirtschaftlich schwachen Familien gefährdet."
Darüber hinaus gehe es um Regeneration, sagte Hilgers: "Die Schüler haben durch die fehlenden Urlaubsmöglichkeiten nicht genug Erholung.“ Zwar böten Jugend- und Wohlfahrtsverbände für Kinder armer Familien einen Preisnachlass bei Ferienfreizeiten an. Dies sei jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Bei Reisezielen in Deutschland rät Hilgers, sie auf ihre Kinderfreundlichkeit zu prüfen. Deutschland sei "kindentwöhnt“, sagte er. Wer hier mit Familie Urlaub mache, müsse feststellen, dass Kinder "oft als Störfaktor gesehen werden“. In Ländern wie Italien oder Spanien sei die Situation meist entspannter. "Da dürfen die Kinder viel mehr am Leben teilhaben.“