domradio.de: Im katholischen Irland stimmen die Menschen mehrheitlich für die gleichgeschlechtliche Ehe. Warum sollte das in Deutschland dann anders ausgehen?
Dr. Antonius Hamers (Leiter des Katholischen Büro NRW - der Verbindungsstelle zwischen Kirche und Politik auf Landesebene): Die Prognose ist sicherlich, dass unsere Gesellschaft in Deutschland ähnlich ist, wie die irische Gesellschaft in dieser Frage. Bei einer Abstimmung wäre das Ergebnis wahrscheinlich ähnlich wie das in Irland.
domradio.de: Was bedeutet das für die katholische Kirche in Deutschland, dass jetzt in konservativen Kreisen, also in CDU und CSU, über dieses Thema so ernst diskutiert wird?
Hamers: Es zeigt insgesamt noch einmal einen gesellschaftlichen Wandel und den grundsätzlichen Respekt davor, wenn zwei Menschen zueinander "Ja" sagen und sich darauf einigen, miteinander eine Lebensgemeinschaft einzugehen. Da kann man ja auch zunächst nur Respekt und Achtung für haben.
Dass innerhalb der Gesellschaft auch in konservativeren Kreisen inzwischen eine höhere Akzeptanz für diese Lebensform da ist, das ist ja zunächst einmal auch etwas Positives. Das ist keine Frage.
Nichts desto trotz muss man aber natürlich darauf hinweisen können, dass schon ein Unterschied zwischen einer solchen Lebenspartnerschaft zweier Gleichgeschlechtlicher und einer Ehe da sein muss.
domradio.de: Was bedeutet das für das Eheverständnis der katholischen Kirche, wenn in einem katholischen Land wie Irland die Menschen sich für die Gleichstellung der homosexuellen Ehe aussprechen? Deutschland ist ja nicht so eindeutig katholisch geprägt, da müsste es ja noch deutlicher aussehen?
Hamers: Für das Eheverständnis der katholischen Kirche ändert das zunächst einmal nichts. Das Eheverständnis der katholischen Kirche geht davon aus, dass Mann und Frau eben eine Ehe eingehen und dass sie zueinander "Ja" sagen, dass sie sich lebenslange Treue versprechen und dass sie gemeinsam für das jeweilige Wohl des Anderen einstehen wollen und - was nach dem katholischen Eheverständnis mit dazu kommt - ist die Tatsache, dass eben alleine Mann und Frau miteinander Kinder haben können, miteinander Kinder zeugen können.
Dass eben dieser Aspekt mit hinzu kommt, dass die Ehe nach wie vor als Keimzelle der Familie verstanden wird und insofern noch einmal etwas anderes ist als wenn - wofür man großen Respekt haben kann - Menschen des gleichen Geschlechts zueinander "Ja" sagen und eine Lebensgemeinschaft eingehen.
Diese grundsätzliche Fähigkeit, diese Fähigkeit von sich aus heraus miteinander Kinder zu haben und eine Familie zu gründen, fehlt da. Insofern ist nach wie vor durch die Natur vorgegeben ein Unterschied, insofern kann man nicht von einer Gleichheit der beiden Lebensformen ausgehen - bei allem Respekt vor der anderen Lebensform.
domradio.de: Wird die Kirche ihre Position verändern oder verändern müssen, wenn es eben auch in Deutschland zu einer solchen völligen Gleichstellung Homosexueller Paare kommen wird?
Hamers: Was das sakramentale Verständnis der Ehe angeht, was das besondere der Ehe angeht, wird die Kirche sicherlich ihre Meinung und ihre Auffassung und ihr Glaubensgut nicht verändern. Da gehe ich nicht von aus. Dass die zunehmende Akzeptanz dieser Lebensform jetzt von staatlicher Seite und damit auch von gesellschaftlicher Seite eine Rolle spielt und dass sie, Respekt und Achtung dem gegenüberbringen, das ist keine Frage, aber das sakramentale Verständnis dieser Einmaligkeit der Ehe wird dadurch nach der katholischen Auffassung, nach dem katholischen religiösen Verständnis sicherlich nicht verändert werden.
domradio.de: Kann es denn Zwischenformen geben, zum Beispiel Segnungen von homosexuellen Paaren?
Hamers: Das hat ja in den letzten Wochen für Diskussionen gesorgt, weil das Zentralkomitee der Katholiken da einen entsprechenden Vorschlag gemacht hat, aber auch da glaube ich, dass es schwierig ist, dann eine Abgrenzung zu finden in der öffentlichen Wahrnehmung, was jetzt Segnung und was Ehe ist. Von daher glaube ich, dass dieses Alleinstellungsmerkmal der Ehe, dadurch relativiert werden könnte.
Das Interview führte Christian Schlegel.