Gemeinsames Papier von EKD und Diakonie

Demenz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Deutschland ist nach Einschätzung der evangelischen Kirche nur unzureichend auf die steigende Zahl demenzkranker Menschen vorbereitet. EKD und Diakonie haben gemeinsam die Schrift „Wenn die alte Welt verlernt wird“ vorlegt.

Deutschland: etwa 1,5 Millionen Demenzkranke (dpa)
Deutschland: etwa 1,5 Millionen Demenzkranke / ( dpa )

"Es steht zu wenig ausgebildetes Personal zur Verfügung", kritisierte der Vorsitzende der Kammer für Öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hans-Jürgen Papier. Er stellte in Berlin die gemeinsame Schrift von EKD und Diakonie vor. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie forderte: "Die Politik muss die Unterstützung und Versorgung von Menschen mit Demenz als langfristige Aufgabe begreifen und nicht von Legislaturperiode zu Legislaturperiode denken."

Die Pflege müsse stärker als bisher an den Problemen der Angehörigen ausgerichtet werden. Für pflegebedürftige Demenzkranke sei der Platz "in der Mitte unserer Gesellschaft", unterstreichen der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und Lilie im Vorwort des gemeinsamen Papiers.

Demenz als gesellschaftliche Aufgabe

Evangelische Kirche und Diakonie fordern darin, die Würde verletzlichen Lebens zu achten: "Sie geht auch mit einer Demenzerkrankung nicht verloren." Die wachsende Zahl demenzkranker Menschen müsse als gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe begriffen werden. "Damit diese Krankheit besser bewältigt werden kann, muss der Prozess der Enttabuisierung der Erkrankung Demenz weitergehen."

Kirche und Diakonie verlangen mehr Anstrengungen zur Verbesserung der Pflege, bessere Unterstützung für Familien, alternative Wohnformen sowie eine grundlegende Neufassung des Pflegebegriffs. Demenzkranke dürften nicht stigmatisiert und diskriminiert werden. Außerdem müsse mehr zum Thema geforscht werden. Zugleich werden Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen ermuntert, in ihren Seelsorge-Angeboten und in Gottesdiensten die Probleme der Kranken, Angehörigen und Pflegekräfte aufzugreifen.

WHO: Bis 2050 dreimal so viele Demenzkranke

Vorbereitet wurde der Text, der auch Praxisbeispiele für den Umgang mit den Betroffenen enthält, von der Kammer für Öffentliche Verantwortung, einem EKD-Beratungsgremium unter Leitung des ehemaligen Verfassungsgerichtspräsidenten Papier.

Bei einer internationalen Ministerkonferenz in dieser Woche gab es neue Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation. Danach könnte sich die Zahl der Menschen mit unheilbarem Gedächtnisverlust bis 2050 weltweit auf mehr als 135 Millionen verdreifachen. In Deutschland sind derzeit etwa 1,5 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Diese Zahl könnte sich bis 2050 verdoppeln.

 

Quelle:
epd , KNA