domradio.de: Sie stellen ihr Pfarrhaus für die Aufnahme von Flüchtlingen zur Verfügung, um ein gutes Vorbild für andere zu sein. Kann man so Ihre Beweggründe zusammenfassen?
Pfarrer Willi-Josef Platz: Ja, das ist so richtig. Ich bin ja Christ und als solcher soll man sein Leben aus dem Glauben heraus gestalten. Dazu gehören für mich nicht nur fromme, brave Worte, sondern eine Umsetzung in die Tat. Vor allen Dingen in den Zeiten der Not sollte man das tun.
domradio.de: Wann werden Sie jetzt eigentlich Ihre Koffer und Kartons packen und Ihr Pfarrhaus räumen?
Pfarrer Willi-Josef Platz: Das Haus muss renoviert werden und insofern muss noch einiges getan werden. Wenn das geschehen ist, werde ich mich auf jeden Fall in Bezug auf den Wohnraum verkleinern.
domradio.de: Wissen Sie denn schon, ob Sie im Haus selbst bleiben können oder werden Sie woanders hinziehen?
Pfarrer Willi-Josef Platz: Ich werde wohl im Hause selber bleiben. Wir haben nämlich noch eine kleine Wohnung direkt unter dem Dach. Diese besteht aus zwei kleinen Zimmern und einem Bad. Das würde mir genügen.
domradio.de: Glauben Sie, dass sich viele andere Menschen - vielleicht gerade aus Ihrer Gemeinde - ein Beispiel nehmen und ebenfalls Flüchtlinge aufnehmen werden?
Pfarrer Willi-Josef Platz: Es würde mich natürlich sehr freuen, wenn auch viele andere Menschen, die Wohnraum entbehren können, diesen auch für Flüchtlinge zur Verfügung stellen würden.
domradio.de: Wie bewerten Sie sonst die Flüchtlingshilfe Ihrer Gemeindemitglieder?
Pfarrer Willi-Josef Platz: Wir haben in der St, Martinus-Schule der Nachbargemeinde in Erftstadt-Friesheim 150 Flüchtlinge untergebracht. Die Stadt wurde im Vorfeld angerufen, Räume zu schaffen und das haben wir auch umgesetzt. Die Hilfsbereitschaft der Menschen hier ist enorm. Darüber freue ich mich natürlich auch als Pfarrer dieser Gemeinde.
domradio.de: Sie fordern, dass auch andere noch mehr tun sollen. Sie wollen zum Beispiel, dass ein seit Jahren leerstehender großer Gebäudekomplex einer Versicherung für Flüchtlinge umgenutzt wird. Wie stellen Sie sich das konkret vor?
Pfarrer Willi-Josef Platz: Das liegt natürlich im Ermessen des Versicherungskonzerns. Ich werde diesbezüglich ein Schreiben an die Versicherung aufsetzen und wir werden Unterschriften sammeln. Ich weiß allerdings nicht, ob das Erfolg haben wird. Es wäre jedoch ein sehr schönes Zeichen der Mitmenschlichkeit und der christlichen Nächstenliebe, wenn ein Versicherungskonzern, der große Gewinne einstreicht, sich beteiligt und das Gebäude renovieren und der Stadt dann kostenlos zur Verfügung stellen würde.
domradio.de: Was muss noch über die Unterbringung hinaus getan werden, um die Menschen angemessen zu integrieren?
Pfarrer Willi-Josef Platz: Das ist natürlich eine Aufgabe der Städte, Kommunen, des Landes und des Bundes. Es ist sicherlich wichtig, dass man den Menschen die Möglichkeit bietet, eine Arbeit zu finden oder die Chance erhalten, eine Ausbildung zu beginnen. Dieses Thema muss schnellstens in Angriff genommen werden.
Das Interview führte Aurelia Rütters