Auch muslimische Feiertage verdienten einen gesetzlichen Schutz, sagte der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Aber sie haben nicht den öffentlichen Charakter wie die Feiertage der christlichen Tradition", betonte der Vorsitzende der Unterkommission der Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog.
Beispielhaft verwies Jaschke auf die Verträge der Bundesländer Bremen und Hamburg mit den islamischen Religionsgemeinschaften. Laut dem Ende Januar bereits in Kraft getretenen Bremer Vertrag können die dort lebenden Muslime an drei hohen islamischen Feiertagen unbezahlten Urlaub nehmen und ihre Kinder vom Unterricht frei stellen lassen. In Hamburg steht eine Bestätigung des Vertragswerks durch die Bürgerschaft noch aus.
Der Weihbischof mahnte zugleich mehr Achtung vor den "christlich gewachsenen Feiertagen" an. Diese seien "nicht nur arbeitsfreie Tage, sondern Zeichen unserer Kultur und christlichen Prägung seit weit über 1.000 Jahren." Jaschke sprach von "besonderen kulturellen Wurzeln", die nicht gekappt werden dürften.
Zentralrat: "Integrationspolitisches Zeichen"
Losgestoßen hatte die aktuelle Debatte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek. In den Zeitungen der WAZ-Gruppe forderte Mazyek am Donnerstag die Bundesländer auf, gesetzliche Feiertage für Muslime einzuführen. Ein solcher Schritt könne ein "wichtiges integrationspolitisches Zeichen" setzen. Konkret schlug Mazyek je einen Tag während des Ramadan und des islamischen Opferfestes vor.
Es gehe nicht um arbeitsfreie Tage für alle Bürger, betonte der ZMD-Vorsitzende, ohne näher auf mögliche Bestimmungen einzugehen. Er könne sich jedoch vorstellen, dass eine bundesweite Feiertags-Regelung positive Auswirkungen auf die Arbeitswelt hätte. So könnten bei der Polizei Muslime für jene Kollegen einspringen, die an Ostern freinähmen. Der Zentralrat der Muslime ist einer von vier Verbänden, die sich zum Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) zusammengeschlossen haben. Aus dem Kreis der anderen Verbände hieß es, Mazyek habe seinen Vorstoß nicht abgestimmt.
Politik nicht offen für Vorschlag
Kritik kam unter anderem von den CDU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach und Patrick Sensburg. Bosbach sagte der WAZ-Gruppe, er sehe "weit und breit keine Notwendigkeit" für die Einführung gesetzlicher muslimischer Feiertage. Deutschland habe "keine islamische Tradition". Sensburg appellierte, "erst mal die Feiertage, die wir haben, auch zu schützen". Es sei beispielsweise ein Unding, was Karfreitag in Berlin an Partyveranstaltungen angeboten werde.
Der nordrhein-westfälische Sozialminister Guntram Schneider (SPD) nannte eine Ausweitung der gesetzlichen Feiertage "wirtschaftlich nicht finanzierbar". In Nordrhein-Westfalen leben die meisten Muslime in Deutschland.