Wie israelische Medien berichteten, erhielt die Entschließung mit dem Titel "Jerusalems Altstadt und ihre Mauern" in geheimer Abtimmung zehn Ja-Stimmen und acht Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen. Ein Mitgliedstaat blieb der Abstimmung fern. "Diese Resolution ist nicht einmal die Energie wert, die es braucht, um sie zu schreddern", kritisierte der israelische Unesco-Botschafter Carmel Shama am Mittwoch in Paris.
Die von Libanon und Tunesien eingebrachte Resolution befasst sich mit Israel vorgeworfenen Verletzungen des Status Quo in Jerusalems Altstadt. Ähnlich wie in einer Mitte Oktober verabschiedeten Resolution erwähnt auch der jetzt angenommene Entwurf den jüdischen Namen "Tempelberg" ebenso wenig wie die Bedeutung des Ortes für Juden oder Christen. Mit der Abstimmung spitzt sich der Streit in der Kulturorganisation der Vereinten Nationen über den Umgang mit religiösen Stätten in Jerusalem zu.
Jüdischer Weltkongress hoffte auf anderes Ergebnis
Der Präsident des Jüdischen Weltkongress (WJC), Ronald Lauder, hatte im Vorfeld der Abstimmung dazu aufgerufen, den Entwurf zurückzuweisen. Die Mitglieder des Welterbekomitees hätten "eine Gelegenheit, den Fehler des Unesco-Vorstands von vergangener Woche zu korrigieren und diese eklatant unehrliche, aufrührerische und grundsätzlich fehlerhafte Entscheidung abzulehnen, die Israel blind verurteilt und die Bedeutung Jerusalems für alle drei monotheistischen Religionen leugnet", so Lauder in einer Pressemitteilung. Die Unesco sei von Staaten gekidnappt, die Israel zu ihrem eigenen politischen Nutzen dämonisierten, so Lauder weiter.
Bereits Mitte Oktober hatte die Unesco mit 24 Ja- zu 6 Nein-Stimmen bei 26 Enthaltungen eine Entschließung über den Status des Tempelbergs angenommen. Darin wird Israel als "Besatzungsmacht" unter anderem vorgeworfen, den Zugang der Muslime zu "ihrer heiligen Stätte Al-Aksa-Moschee/Haram al-Scharif" sowie deren Kultfreiheit illegal einzuschränken. Kritiker warfen der Unesco Geschichtsfälschung und die Leugnung eines jüdischen Bezugs zu Jerusalem vor. Auch Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova distanzierte sich daraufhin von der Resolution.