Mit dem Appell, Brückenbauer in Kirche und Gesellschaft zu sein, ist am Mittwochabend der 99. Katholikentag in Regensburg eröffnet worden. "Ich wünsche mir und Ihnen, dass die Brücken, die hier gebaut werden, halten und Bestand haben", sagte Bundespräsident Joachim Gauck in seinem Grußwort. Zu dem Christentreffen, das unter dem Leitwort "Mit Christus Brücken bauen" steht, werden bis Sonntag rund 30.000 Dauerteilnehmer und mehrere Zehntausend Tagesgäste erwartet.
Gauck rief vor rund 2.000 Zuhörern dazu auf, Brücken zwischen den Religionen zu bauen. "Die großen Weltreligionen dürfen einander nicht mit Unverständnis gegenüberstehen", sagte das Staatsoberhaupt. Die Religionsgemeinschaften dürften nicht nachlassen in dem Bemühen, Wege zueinander zu finden. Gauck verwies darauf, dass in der globalisierten Welt geografische Trennungen immer mehr an Bedeutung verlören. Die Religionen seien "heute Nachbarn in den Straßen unserer Städte".
Der ehemalige evangelische Pfarrer Gauck begrüßte zugleich Fortschritte in der Ökumene zwischen den christlichen Kirchen. "Ich bin sehr dankbar dafür, dass die ökumenischen Brücken zwischen unseren Kirchen inzwischen so gut befestigt sind." Diese Verbindung müsse erhalten, ausgebaut und gefestigt werden. Gauck wird am Donnerstag an einem Podium unter dem Titel "Wie viel Religion verträgt eine säkulare Gesellschaft?" teilnehmen.
Papst: Für den Glauben Zeugnis ablegen
In einem Grußwort, das der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic verlas, ermutigte Papst Franziskus die Teilnehmer des Christentreffens, als Brückenbauer in Kirche und Gesellschaft für den Glauben Zeugnis abzulegen. "Wir Christen haben den beständigen Auftrag, Brücken der Beziehung zu errichten", erklärte das Kirchenoberhaupt. Christen dürften die Sorgen der Menschen am Rand der Gesellschaft nicht außer Acht lassen. Die Teilnehmer des Katholikentages rief der Papst zum Gebet auf. "Mit Christus Brücken bauen, heißt vor allem zu beten", betonte Franziskus.
Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, rief die Christen auf, Brückenbauer in Kirche und Gesellschaft zu sein. Das setze voraus, offen für Begegnung zu sein sowie andere Erfahrungen und Positionen zu achten, sagte Glück. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer betonte, es sei Auftrag der Christen, mit Christus Gräben zu überwinden und Mauern niederzulegen.
Seehofer: Christliche Werte im Alltag mit Leben füllen
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) forderte dazu auf, christliche Werte im Alltag mit Leben zu füllen. "Für unsere Politik bedeutet das ein klares Bekenntnis zum Lebensschutz, zu sozialer Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, aber auch das sichtbare Bekenntnis zu christlichen Symbolen im öffentlichen Raum", sagte Seehofer bei einem Empfang der Stadt Regensburg. Zur Debatte über christliche Symbole in öffentlichen Räumen sagte der CSU-Politiker: "Das Kreuz gehört zu Bayern und Deutschland!"
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, würdigte die Gastfreundschaft des Bistums Regensburg. Nach einer langen Phase der Vorbereitung beginne jetzt ein lebendiges Glaubensfest. "Die Kirche ist in der Welt", sagte der Erzbischof von München und Freising.
Der Präsident des Evangelischen Kirchentags, Andreas Barner, begrüßte die ökumenischen Impulse beim Katholikentag. Er verwies zugleich auf den nächsten Evangelischen Kirchentag 2015 in Stuttgart, bei dem Ökumene großgeschrieben werde. Darüber hinaus sei das Reformationsjubiläum 2017 für die evangelische Kirche, aber auch für katholische Christen ein wichtiges Datum. Barner bekräftigte den Willen, 2021 einen Dritten Ökumenischen Kirchentag zu organisieren. "Daran werden wir alles setzen", sagte er.
Bis Sonntag stehen in Regensburg rund 1.000 Veranstaltungen auf dem Programm, darunter etwa 100 Veranstaltungen zur Ökumene. Neben Bundespräsident Gauck werden zahlreiche Bundespolitiker, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) in Regensburg erwartet.