Die Wahl des Nachfolgers von Papst Benedikt XVI. hat begonnen. Die erste Abstimmung im Konklave brachte wie erwartet keine Entscheidung über den neuen Papst. Am Dienstagabend um 19.40 Uhr quoll dichter schwarzer Rauch aus dem Schornstein auf der Sixtinischen Kapelle im Vatikan. Damit signalisierten die 115 wahlberechtigten Kardinäle, dass keiner unter ihnen die nötigen zwei Drittel der Stimmen auf sich vereint hat. Tausende Menschen auf dem Petersplatz begrüßten bei regnerischem Wetter das erste Zeichen aus dem Konklave dennoch mit Jubel. Die Wahl wird an diesem Mittwoch fortgesetzt.
Vor Beginn der Papstwahl hatten die 115 Kardinäle des Konklaves ihren Eid abgelegt. Sie schworen, die Wahlordnung zu beachten, die Geheimhaltung zu wahren und dem gewählten neuen Papst Gehorsam zu leisten. Bei ihrer Ankunft in der Papstwahlkapelle verneigten sich die Kardinäle zunächst vor dem Altar an der Stirnseite der Kapelle mit dem "Jüngsten Gericht" Michelangelos. Dann nahmen sie auf ihren zugewiesenen Plätze entlang der Seitenwände der Kapelle Platz. Vor jedem Stuhl befinden sich das Namensschild, ein Exemplar der Papstwahlordnung sowie das liturgische Buch des Konklaves.
Nach der Ankunft verlas der Konklave-Leiter Kardinal Giovanni Battista Re die Eidesformel, wonach alle Teilnehmer die Wahlordnung beachten, die Geheimhaltung wahren und dem gewählten neuen Papst Gehorsam leisten werden. Danach traten die Kardinäle einzeln vor und sprachen mit der Hand auf der Bibel: "Et ego N. Cardinalis N. spondeo, voveo ac iuro. Sic me Deus adiuvet et haec Sancta Dei Evangelia, quae manu mea tango." (Und ich, N. Kardinal N., verspreche, verpflichte mich und schwöre es, so wahr mir Gott helfe und diese heiligen Evangelien, die ich mit meiner Hand berühre.)
Zwei Öfen
Im hinteren Teil der Kapelle verfolgten Mitglieder der Päpstlichen Familie, hohe Prälaten der römischen Kurie sowie der Kommandant der Schweizergarde, der Chef der vatikanischen Gendarmerie und der Präfekt des Päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein, den Einzug der Kardinäle. Sie alle müssen nach dem "Extra omnes" die Kapelle verlassen.
Wenn die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zum Konklave versammelt sind, gibt es nur ein erlaubtes Kommunikationsmittel mit der Außenwelt: Rauchzeichen. Die erfolgreiche Wahl eines neuen Papstes wird durch weißen Rauch signalisiert. Schwarzer Rauch zeigt an, dass ein oder zwei Wahlgänge erfolglos waren. Erzeugt wird der Rauch seit dem Konklave vom April 2005 von zwei Öfen. Der eine Ofen, der seit 1939 verwendet wird, dient zur Verbrennung der ausgezählten Wahlzettel. In einem modernen Ofen aus dem Jahr 2005 wird mit Hilfe von Chemikalien weißer oder schwarzer Rauch produziert.
In früheren Zeiten gab es nur einen einzigen Ofen in der Sixtina; dem Rauch versuchten die Papstwähler durch Zusatz von Ruß oder Teer eine dunkle Farbe zu geben, mit Hilfe von Stroh eine helle. Neuerdings erhalten die Kardinäle zwei Sätze von Kartuschen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen: Für den schwarzen Rauch wird brandförderndes Kalium-Perchlorat mit Anthracen (Grundlage industrieller Farbstoffe) und Schwefel kombiniert. Der Cocktail für weißen Rauch besteht aus Kaliumchlorat, wie es in Streichhölzern verwendet wird, Laktose und dem Kiefernharz Kolophonium - einem Stoff, den Geiger und Kletterer benutzen und der seit alters her in der Pyrotechnik Einsatz findet.
Um weißen oder schwarzen Rauch zu erzeugen, muss die entsprechende Kartusche in ein Fach im dafür vorgesehenen Ofen eingelegt werden. Verbrannt wird der Inhalt nicht mit natürlichem Feuer, sondern elektrisch. Die Rohre beider Öfen laufen noch innerhalb der Sixtina zusammen und enden in einem eigens für das Konklave installierten Kamin über dem Dach. Um den Zug zu verbessern, wird das Ofenrohr elektrisch vorgeheizt. Für den Notfall ist zusätzlich ein Ventilator eingebaut.
Zollitsch: Es wird dauern
Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch rechnet nicht mit einer zügigen Papstwahl. Es werde diesmal etwas länger dauern, weil eine Reihe neuer Fragen offen seien und es um eine Neuausrichtung auf die nächsten Jahre und Jahrzehnte geht. "Das werden die Kardinäle sehr ernst nehmen", sagte der Vorsitzende der Deutschen katholischen Bischofskonferenz im Gespräch mit dem Evangelischen Rundfunkdienst Baden. Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, sagte im Deutschlandfunk, er erwarte eine
Wahlentscheidung bis Ende der Woche.
Die Chancen des Mailänder Erzbischofs Angelo Scola, zum neuen Papst gewählt zu werden, sind nach Einschätzung italienischer Medien weiter gestiegen. Der ehemalige Patriarch von Venedig verfüge mittlerweile über bis zu 50 Stimmen, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera". Neben Scola räumen italienische Vatikanbeobachter Kurienkardinal Marc Ouellet, dem New Yorker Erzbischof Timothy Dolan und dem Brasilianer Odilo Scherer die besten Chancen ein. Durch seine Verteidigung der bisherigen Verwaltung der Vatikanbank habe Scherer, der deutschstämmige Erzbischof von São Paulo, jedoch viele Stimmen verloren, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" in ihrer Online-Ausgabe.