Mit Sprechchören und Transparenten, mit Benedetto-Rufen und Spruchbändern aus aller Welt grüßten sie am Sonntag den Papst, der am Donnerstag um 20 Uhr von seinem Amt zurücktritt. Fahnen aus Brasilien, Kroatien und Australien wurden geschwungen, und darunter auch einige weiß-blaue Banner aus Bayern. "Du wirst uns fehlen" stand auf mehr als einem Transparent.
Zum letzten Mal zeigte sich Benedikt XVI. pünktlich zum 12.00 Uhr an seinem Fenster im dritten Stock des Apostolischen Palastes. Wie gewohnt erläuterte er das Sonntagsevangelium, das von der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor berichtet: Wie Jesus mit drei Jüngern den Berg besteigt, um dort zu beten und vor ihren Augen verklärt wird. Das Gebet müsse für das Leben des Christen vorrangig sein, leitete der Papst aus der biblischen Erzählung ab. Ohne Gebet seien Apostolat und Werke der Nächstenliebe nicht mehr als "Aktionismus".
Aber auch er selbst fühle sich in seiner persönlichen Situation von diesem Evangelium direkt angesprochen, bekannte der Papst. "Der Herr ruft mich, 'auf den Berg zu steigen', um mich noch mehr dem Gebet und der Meditation zu widmen", sagte er unter dem Applaus der Menschen. Das bedeute freilich nicht, dass er sich von der Kirche zurückziehe - im Gegenteil, stellte Benedikt XVI. klar. Gott habe ihn in diese Situation gerufen, "damit ich ihr weiterhin dienen kann, mit der gleichen Hingabe und mit der gleichen Liebe wie bisher, aber auf eine meinem Alter und meinen Kräften angemessenere Weise."
"Einen guten Sonntag und eine gute Woche"
Die Menschen applaudierten, skandierten seinen Namen, eine Stimmung fast wie im Stadion. Bewegt und fast scheu bedankte sich der Papst, um dann routiniert mit seiner Ansprache fortzufahren. Zum letzten Mal spendete er dann von seinem Fenster aus den Apostolischen Segen. Es folgten wie jeden Sonntag kurze Zusammenfassungen der Rede in verschiedenen Sprachen. Die Fastenzeit lade neu zum Gebet und zur inneren Reinigung ein, "damit wir fähig werden, ihn zu sehen, und in allen Traurigkeiten der Welt seine Herrlichkeit zu erkennen", so der Papst auf Deutsch.
Wie nach jedem Sonntagsgebet wünschte Benedikt XVI. den Gläubigen zum Abschluss einen "guten Sonntag und eine gute Woche". Dann aber fügte er noch hinzu: "Im Gebet sind wir immer verbunden." Nach diesen Worten verschwand die weiße Gestalt am berühmtesten Fenster der Welt. Der Vorhang schloss sich zum letzten Mal hinter Benedikt XVI. Die Menschen auf dem Petersplatz applaudierten dem Papst. Transparente und Plakate wurden hochgehalten. Und auf einem stand "Benedikt XVI. - erneut Papst".