Erste Papstmesse mit Franziskus

"Wer nicht zu Gott betet, betet zum Teufel"

Am Tag nach seiner Wahl hat Papst Franziskus gemeinsam mit den Kardinälen seine erste Papstmesse gefeiert. In einer von tiefer Spiritualität geprägten Atmosphäre folgte er mit gesenktem Haupt den Lesungen.

Papst Franziskus in Santa Maria Maggiore (KNA)
Papst Franziskus in Santa Maria Maggiore / ( KNA )

In der Sixtinischen Kapelle, in der an den beiden Vortagen das Konklave stattgefunden hatte, versammelte er sich am Donnerstagnachmittag mit den 114 Wählmännern zum Gottesdienst "pro ecclesia" (für die Kirche). Der neue Papst schritt am Ende einer Prozession. In der Hand trug er die sogenannte Ferula, den Kreuzesstab, den auch sein Vorgänger Benedikt XVI. benutzt hatte. Franziskus trug die gleiche Bischofsmitra wie die Kardinäle, allerdings mit einem aufgestickten Kreuz.

In seiner frei gehaltenen Predigt sprach Franziskus in verhalten werbendem Ton von dem Weg, auf dem die Menschen unaufhörlich zu Gott unterwegs seien. Ohne die Suche nach Gott sei das Leben wie «Sandburgen von Kindern am Strand», die in sich zusammenfallen. Wer nicht nach dem Göttlichen strebe und sich der Weltlichkeit hingebe, verfalle dem Teufel: "Wer nicht zu Gott betet, betet zum Teufel." Vor 114 Kardinälen rief Franziskus dazu auf, dass sich die Kirche zu Christus am Kreuz bekenne. Nur so werde die Kirche weiterkommen.

Sie dürfe nicht stehen bleiben. An der vom Chor der Sixtinischen Kapelle begleiteten Messe nahm auch der Präfekt des Päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein teil.

Am Morgen hatte der neue Papst die Kirche Santa Maria Maggiore besucht. Augenzeugen berichteten, das Kirchenoberhaupt habe die größte Marienkirche Roms durch einen Seiteneingang betreten. Nach einem stillen Gebet vor der Marienikone in Santa Maria Maggiore sprach der Papst mit dem Erzpriester der Basilika, Kardinal Santos Abril y Castello, und mit einer Gruppe von Schülern, die wegen der unerwarteten Begegnung mit dem Papst zu spät in die Schule kamen.

Laut Radio Vatikan wurde der Papst bei seinem halbstündigen Besuch unter anderem von Erzbischof Georg Gänswein begleitet, dem Präfekten des Päpstlichen Hauses. Anschließend machte Franziskus bei der Kleriker-Unterkunft "Domus Internationalis Paulus VI" in der römischen Altstadt halt. In dem Haus nahe dem Pantheon hatte er vor dem Konklave gewohnt. Er habe die Angestellten begrüßt, seine Koffer abgeholt und die Rechnung beglichen - um ein "gutes Beispiel" zu geben, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Donnerstag vor Journalisten. Während des Konklaves hatte Kardinal Jorge Mario Bergoglio (76) wie alle übrigen 114 Konklave-Teilnehmer im vatikanischen Gästehaus Santa Marta gewohnt.

Bereits am Mittwochabend hatte der Vatikansprecher einen möglichen Besuch in  Santa Maria Maggiore angekündigt. Dort befindet sich die Ikone "Salus Populi Romani" (Beschützerin des Römischen Volkes), ein vermutlich spätantikes Marienbild. Es gilt als die bedeutendste Marienikone Roms und wird von Gläubigen hoch verehrt.

Franziskanisches Armutsideal für den Vatikan

Franziskus - ein frommer Papst für die Armen! Mit großer Demutsgeste trat er nach seiner Wahl vor die begeisterten Menschen auf dem Petersplatz und bat vor seinem ersten Segen als Bischof von Rom um ihr Gebet für ihn. In schlichter weißer Soutane wird der Jesuit künftig das franziskanische Armutsideal in den Vatikan tragen - und nach Rom, dem Haupt der Welt.

Die Kirche mit antikem Ursprung, eine der vier sogenannten Patriarchalbasiliken Roms, bietet dafür noch einen anderen Anknüpfungspunkt mit starker Symbolik: Santa Maria Maggiore war die Lieblingskirche eines seiner Vorgänger im Geiste. Fast auf den Tag genau vor 725 Jahren bestieg erstmals ein Franziskaner den Papstthron: Am 22. Februar 1288 bestimmten die in Rom versammelten Kardinäle den Ordensgeneral Girolamo Masci d'Ascoli zum Nachfolger Petri. Er nannte sich Nikolaus IV. Seine Grablege fand er 1292, vier Jahre später - in Santa Maria Maggiore.

Die Messe zur Amtseinführung ist am kommenden Dienstag ab 9.30 Uhr auf dem Petersplatz geplant. Der 19. März ist zugleich liturgischer Festtag des heiligen Joseph und damit Namenstag des emeritierten Papstes Benedikt XVI., Joseph Ratzinger. Dieser hatte vor seinem Rücktritt am 28. Februar angekündigt, nicht an der Einführung seines Nachfolgers teilnehmen zu wollen. Er und Franziskus hatten aber am Mittwochabend miteinander telefoniert.

Bezug der Papstwohnung im Apostolischen Palast

Am frühen Abend wollte Franziskus die Siegel an der Papstwohnung im Apostolischen Palast entfernen lassen, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Vor dem Einzug des neuen Pontifex in die päpstlichen Gemächer im Apostolischen Palast seien geringfügige Renovierungsarbeiten geplant. Bis zu deren Abschluss werde Franziskus weiterhin in der für den Papst vorbereiteten Suite im vatikanischen Gästehaus wohnen.

Das erste Angelusgebet am Sonntag will der Papst bereits vom Fenster des päpstlichen Arbeitszimmers aus sprechen.

Nach der Verkündung des Ergebnisses des Konklaves habe Franziskus sich nicht in der vorbereiteten Papstlimousine, sondern im Bus gemeinsam mit den Kardinälen zu einem Festessen in das vatikanische Gästehaus Sanctae Marthae begeben, erklärte der Vatikansprecher. Nach dem Essen verabschiedete er sich demnach mit den Worten "Möge Gott Euch für das vergeben, was ihr getan habt!"

Besuch des emeritierten Papstes geplant

Ein Termin für einen Besuch des neuen Papstes Franziskus bei seinem Vorgänger Benedikt XVI. in Castel Gandolfo steht noch nicht fest. Der Besuch werde jedoch demnächst stattfinden, sagte Lombardi am Donnerstag.

Der emeritierte Benedikt XVI. befindet sich seit seinem Rücktritt am 28. Februar in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo und will in einigen Monaten in ein Kloster im Vatikan umziehen, das für ihn als Altersruhesitz umgebaut wird.

Erste Auslandsreise nach Rio?

Die erste Auslandsreise von Papst Franziskus führt möglicherweise zum Weltjugendtag nach Rio de Janeiro. Die offizielle Website der katholischen Großveranstaltung kündigte wenige Stunden nach der Wahl an, der neue Papst werde beim Weltjugendtag in Rio mit jungen Menschen aus der ganzen Welt zusammentreffen. Bislang war die Teilnahme von Benedikt XVI. vorgesehen. Beim Weltjugendtag vom 23. bis 28. Juli in Rio werden insgesamt zwei bis drei Millionen Teilnehmer erwartet.

Noch am Tag der Rücktrittsankündigung von Benedikt XVI. am 11. Februar hatte Rios Erzbischof Orani Joao Tempesta erklärt, er rechne fest mit der Teilnahme des nachfolgenden Papstes. Die Anwesenheit des katholischen Oberhaupts sei eine feste Tradition.

Eine ähnliche Situation gab es beim Amtsantritt von Benedikt XVI.: Nachdem Johannes Paul II. (1978-2005) am 2. April 2005 gestorben war, reiste an seiner Stelle Benedikt XVI. zum Weltjugendtag nach Köln. Es war zugleich der erste Besuch des deutschen Papstes in seinem Heimatland. Eine vatikanische Bestätigung, dass Franziskus nach Rio fährt, gibt es noch nicht.


Quelle:
KNA , DR
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