Jonathan Pacheco war bislang nur Kennern des argentinischen Fußballs ein Begriff Mit 18 Jahren gab er am 19. Juni 2011 sein Debüt für die Profimannschaft von San Lorenzo. Doch sein Durchbruch war das nicht, inzwischen spielt er wieder für die zweite Garnitur des Vereins. So auch am vergangenen Samstag, als der Gegner Colón Santa Fé hieß, ebenfalls die die zweite Mannschaft.
Es war das erste Spiel von San Lorenzo seit der Ernennung von Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst. Und nun kennen den Namen des heute 20-Jährigen Jonathan und seine Geschichte auch Menschen, die sonst mit Fußball nur wenig zu tun haben: Ihm überreichte Kardinal Bergoglio die erste heilige Kommunion am 24. Mai 2011, also nur kurz vor dessen Profi-Debüt.
Seit dem 100-jährigem Bestehen des Clubs im Jahr 2008 ist der jetzige Papst Vereinsmitglied. Schon sein Vater trug das Trikot des Teams, wenn auch das der Basketballabteilung. "Atlético San Lorenzo de Almagro", wie der Verein mit vollem Namen heißt, wurde 1908 in Buenos Aires gegründet. Den Namen San Lorenzo wählten die Gründungsväter des Clubs zu Ehren des Priesters Lorenzo Massa, der ihnen das Fußballspielen im Hinterhof der Kapelle erlaubte und so den Grundstein für den Verein legte.
Kommunion von Bergoglio höchstpersönlich
Die Kommunion erhielt Jonathan vom damaligen Erzbischof von Buenos Aires in ebenjener Kapelle, nach der sich der Verein benannte. Von der Wahl Bergoglios erfuhr Jonathan von seinem Bruder: "Ich bekam eine Nachricht, dass Bergoglio neuer Papst ist. Mein Bruder wusste gar nicht mehr, dass er mir die Kommunion gegeben hat." Dass Bergoglio Papst wird – Jonathan selber hatte vor Beginn des Konklaves daran geglaubt, seine Familie nicht. "Sie sagten mir, er hätte keine Chance.“ Diese Geschichte muss Jonathan nun immer und immer wieder in Fernsehkameras und gegenüber schreibenden Journalisten erzählen.
Matías Lammens, Präsident von San Lorenzo, über den Medienrummel um seinen Verein im Allgemeinen und Jonathan im Speziellen, seit der Ernennung von Franziskus: "In den letzten Tagen erreichten uns unzählige Presseanfragen aus der ganzen Welt. Aus Bolivien, Belgien, England und Frankreich zum Beispiel." Der Vereinspräsident freut über den Promi-Fan seines Teams: "Es macht uns sehr stolz."
Lammens schickte nach der Ernennung sofort einen Brief nach Rom, um dem Heiligen Vater zu gratulieren. Ein Trikot mit dem Schriftzug "Francisco" an der Stelle, an der sonst das Logo des Hauptsponsor abgedruckt ist, sowie ein goldener Heiligenschein über dem San-Lorenzo-Logo sollen noch diese Woche nach Rom geschickt werden. Vielleicht fliegt Lammens sogar selber, um am Dienstag bei der Amtseinführung von Franziskus live dabei zu sein.
"Ein Geschenk Gottes!"
"Los Santos de Boedo" - "Die Heiligen aus Boedo", wie die Fans und Spieler von San Lorenzo schon vor der Papstwahl genannt wurden, wünschen sich weitere Gebete von Franziskus für San Lorenzo. Beim ersten Spiel nach der Papstwahl fehlte es den "Heiligen" jedenfalls nicht an Glück. Ein Eigentor von Ramirez 15 Spielminuten vor dem Abpfiff besiegelte den etwas glücklichen Auswärtssieg von San Lorenzo bei Colón Santa Fé. Die argentinischen Sporttageszeitung "Olé" schrieb danach: "Ein Geschenk Gottes!" Für den Trainer von Gegner Colón, Roberto Sensini, bedeutete dieses Geschenk den Verlust seines Jobs. Er wurde sofort nach dem Spiel wegen mangelnden Erfolges entlassen.
Und das "Vorspiel", die Partie der zweiten Mannschaften? Das Team von Jonathan gewann unter den Augen der heiligen Maria mit 2:1. Einen Treffer steuerte Angel Correa bei, er erhielt im Mai 2011 gemeinsam mit Jonathan die Erstkommunion vom heutigen Papst. Vielleicht gelingt den beiden jetzt der Durchbruch in der ersten Mannschaft – mit Gottes Hilfe und dem Glauben daran.