Papst Franziskus hat am Montag erste große Reformen des vatikanischen Wirtschaftssektors vorgenommen. Unmittelbar nach Abschluss des Konsistoriums und einer Serie großer Vatikankonferenzen errichtete er am Montag einen vatikanischen Wirtschaftsrat und ein Wirtschaftssekretariat. In einem Motu proprio mit dem lateinischen Titel "Fidelis dispensator et prudens" (Der treue und kluge Verwalter) machte er klar, dass die Kirche als treuer und kluger Verwalter eine Verantwortung für die Bewahrung ihrer Güter hat, gerade mit Blick auf ihre besondere Mission für die Armen.
Die neuen Strukturen sollen nach manchen Skandalen der Vergangenheit die vatikanischen Wirtschaftsstrukturen und -aufgaben vereinfachen und vereinheitlichen. Sie sind künftig für alle wirtschaftlichen und administrativen Belange des Heiligen Stuhls wie des Vatikanstaats zuständig, die bislang einen getrennten Haushalt auswiesen. Sie müssen Haushaltspläne erstellen und Bilanzen kontrollieren.
Rang einer eigenen Kurienbehörde
Der aus 15 Personen bestehende Wirtschaftsrat - darunter acht Kardinäle oder Bischöfe sowie sieben Laien, internationale Finanz-Experten - muss dabei die Richtlinien formulieren. Der Rat trifft sich in regelmäßigen Abständen und bewertet die Direktiven und die konkrete Arbeit. Das Wirtschaftssekretariat, das den Rang einer eigenen Kurienbehörde erhält, muss diese Direktiven umsetzen. Geleitet wird das Sekretariat von einem Kardinal-Präfekten, dem ein Generalsekretär zuarbeitet.
Zum ersten Präfekten des neuen Dikasteriums ernannte Franziskus den australischen Kardinal George Pell (72). Er gehört bereits dem achtköpfigen Kardinalsrat für die Kurienreform an. Er gilt als im Vatikan gut vernetzt und war in der Vergangenheit wiederholt für wichtige Kurienaufgaben im Gespräch, sogar als Staatssekretär. Der Präfekt des Wirtschaftssekretariats muss mit dem Staatssekretariat zusammenarbeiten, wie der Vatikan dazu hervorhebt - untersteht ihm also nicht.
Arbeit des Kardinalsrats endet
Mit den neuen Strukturen, die möglichst bald eingerichtet werden sollen, endet die Funktion des 15 Mitglieder zählenden Kardinalsrat für die wirtschaftlichen und organisatorischen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls. Ihm gehören bislang der Kölner Kardinal Joachim Meisner, aber auch Pell an.
Die neuen Direktiven bestätigen ausdrücklich die Rolle der vatikanischen Güterverwaltung APSA als der Zentralbank des Vatikan - mit allen Rechten und Verpflichtungen, wie sie international üblich seien. Auch die vatikanische Finanzaufsichtsbehörde AIF soll ihre Aufgabe fortsetzen, wie das vatikanische Presseamt mitteilte.
Kein Wort findet sind in der Mitteilung des vatikanischen Presseamts wie in dem Motu proprio zum "Institut für die religiösen Werke", besser bekannt als IOR oder als Vatikanbank. Da es von der neuen Anordnung unberührt ist, dürfte es seine Aufgabe als Finanzdienstleister weiterhin versehen.