domradio.de: In aktuellen Artikeln wird das Bild eines Pleiten-, Pech- und Pannenpapstes Franziskus gezeichnet. Wird ihm das gerecht?
Pater Hagenkord: Nein. Ich sehe das begreiflicherweise etwas anders. Man kann gewisse Dinge natürlich kritisieren oder nicht gut finden. Aber Pleiten, Pech und Pannen sind das sicherlich nicht, die Franziskus da liefert.
domradio.de: Wie beurteilen Sie denn die in der Kritik stehenden Aussagen des Papstes, z.B. die berühmte Karnickeläußerung oder aber auch die Geschichte mit der Kindererziehung mit Schlägen?
Pater Hagenkord: Die Äußerungen von Franziskus sind meist ganz pragmatisch der Sprechsituation geschuldet. Der Papst sitzt da vor Leuten und benutzt sehr kräftige Bilder. Jeder Journalist z.B. der bei der Pressekonferenz dabei war, auf der das Karnickelzitat gefallen ist, hat sofort verstanden, was der Papst sagen wollte. Genau so spricht er und die Leute verstehen den Papst sofort.
Das Zitat mit der Erziehung mit Schlägen ist da wirklich eine Ausnahme. Das hätte er so meines Erachtens nicht sagen dürfen. Erziehung mit Gewalt geht gar nicht. Das war ein Fehler. Alle andere Äußerungen aber kann man durchaus auch anders sehen, wenn man sie in den richtigen Kontext einordnet.
domradio.de: Wie denken denn konservative Kreise über Franziskus?
Pater Hagenkord: Diese Etiketten konservativ und liberal spielen doch nur noch in Deutschland und Europa eine Rolle. Im Rest der Welt kann man die doch gar nicht mehr anwenden. Wenn Sie diejenigen Leute meinen, die mit dem Papst nicht zufrieden sind: Ich vermute, die würden wohl gerne das Rollenmodell von früher wiederhaben. Da wird ein Papst gewünscht, der so handelt, wie Päpste immer gehandelt haben. Also ein Papst, der unter Kontrolle ist und sich selber kontrolliert. Ein Papst, der dieses gewisse Höfische hat und ein gesetztes Sprechen an den Tag legt. Ein Papst also, der verlässlich und erwartbar spricht und handelt und vielleicht dadurch auch eine Stabilität suggeriert, die es so gar nicht mehr gibt. Franziskus und auch schon Benedikt XVI - insbesondere durch seinen Rücktritt - haben sich gewissermaßen der Zeit angepasst. Das wiederum passt einigen Katholiken nicht. Darin liegt die Unsicherheit und die Kritik am Pontifikat von Franziskus begründet.
domradio.de: Er ist jetzt zwei Jahre im Amt, können Sie sagen, was das für ein Mensch ist, dieser Papst Franziskus?
Pater Hagenkord: Das Wichtigste in meinen Augen ist: Er hat keine Angst. Er handelt, er spricht, er umarmt, er tritt auf wie jemand, der genau das für richtig und wichtig hält, was er in dem Augenblick gerade tut und sagt. Und das macht er völlig angstfrei. Wichtig ist ihm in erster Linie sein Glaube an Jesus Christus. Die Freude daran möchte er weitergeben. Er will sich nicht einhegen lassen vom Protokoll. Das ist echt, das ist keine Show. Und das begeistert die Leute.