Papst strebt einheitliches Datum für alle Christen an

Hin zur gemeinsamen Osterfeier

Der Ostertermin ist seit Jahrhunderten ein Streitthema der Christenheit. Papst Franziskus strebt jetzt einen gemeinsamen Ostertermin aller Christen an und ist bereit, die bisherige katholische Praxis dafür aufzugeben.

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

Zur Vereinbarung eines einheitlichen Datums habe er an den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., und den Moskauer Patriarchen Kyrill I. geschrieben, sagte der Papst am Freitagnachmittag während eines Treffens mit Priestern. Er erinnerte daran, dass die katholische Kirche seit Paul VI. zu einem solchen Schritt bereit sei. Franziskus hatte bereits früher seinen Willen zu einer Vereinheitlichung des Ostertermins bekundet.

Der koptische Bischof Kamal Fahim Awad begrüßte den Vorschlag in einem Interview der Zeitung "La Stampa". Für viele Gläubige sei schlicht nicht nachvollziehbar, warum Jesus für die eine Kirche an diesem Sonntag auferstehe, und für eine andere Kirche eine Woche oder noch später, sagte der Bischof. Im Mai war ein gemeinsames Osterdatum Thema in einem Telefonat zwischen Franziskus mit dem koptischen Patriarchen Tawadros II. Auch Tawadros sich wiederholt für eine Vereinheitlichung ausgesprochen.

Zwei Kalender - zwei Ostertermine

Als Ostertermin wurde beim Konzil von Nizäa 325 der erste Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt. Seit dem 16. Jahrhundert folgen östliche und westliche Kirchen allerdings unterschiedlichen Kalendern: die russisch-orthodoxe und einige andere orthodoxe Kirchen richten sich nach dem auf Julius Caesar zurückgehenden Julianischen Kalender, katholische und evangelische Kirche folgen dem 1582 von Papst Gregor XIII. reformierten Gregorianischen Kalender. Die Ostertermine können deshalb bis zu fünf Wochen auseinander fallen.

Für die katholische und evangelische Kirche bedeutet das: Als Frühlingsbeginn gilt der 21. März; frühester Ostertermin ist deshalb der 22. März, spätester der 25. April. Gegenüber dem Gregorianischen Kalender liegt der 21. März des Julianischen Kalenders aber derzeit 13 Tage später; daher verschiebt sich das orthodoxe Osterfest manchmal um eine Mondphase. Zu einem gemeinsamen Ostertermin kam es zuletzt 2014.

"Signal für Zusammenwachsen"

Gemeinsame Ostern gab und gibt es in den rund 1.500 Jahren zwischen 1583 und dem Jahr 3000 genau 271 Mal, wie zahlenbegeisterte Astronomen ausgerechnet haben - davon im 20. Jahrhundert 26 Mal, im 21. Jahrhundert 31 Mal. Für viele Christen ist ein solcher kalendarischer Zufall deshalb von hoher Symbolik.

Eine Einigung auf einen gemeinsamen Ostertermin könnte ein Signal für das Zusammenwachsen aller Kirchen werden, meinte schon Papst Johannes Paul II. Auch der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist seit Jahrzehnten um eine Vereinheitlichung bemüht - bislang ohne Erfolg. Ein gemeinsamer Vorschlag auf einer Kirchenkonferenz im Jahr 1997 im syrischen Aleppo verlief im Sand: Wegen großer Widerstände in den orthodoxen Kirchen, die über solche Fragen in den 1920er Jahren schon einmal einen bis zur Kirchenspaltung hochkochenden Konflikt erlebt hatten.


Quelle:
KNA , DR