Franziskus ordnet seine engste Umgebung neu

Das Sekretariat des Papstes

Im vatikanischen Stellenplan gibt es ihr Amt nicht, auch Kardinalswürde oder Bischofstitel sind nicht damit verbunden. Dennoch sind sie oft einflussreich und weit mehr als nur geistliche Kofferträger: die Privatsekretäre der Päpste.

Autor/in:
Thomas Jansen
Einmalige Doppelrolle: Erzbischof Gänswein (dpa)
Einmalige Doppelrolle: Erzbischof Gänswein / ( dpa )

Während fünf Monate nach dem Amtsantritt von Papst Franziskus weiterhin offen ist, welche personellen Veränderungen er an der Spitze der römischen Kurie vornehmen wird, scheint zumindest das päpstliche Sekretariat seine künftige Gestalt gefunden zu haben. Die frühere Nummer Zwei ist unter Franziskus offenbar zur Nummer Eins aufgestiegen: Der 54 Jahre alte Malteser Alfred Xuereb, seit 2007 zweiter Privatsekretär von Benedikt XVI., ist unter Franziskus an die Stelle von Erzbischof Georg Gänswein getreten, in dessen Schatten er lange stand.

Wie sein Vorgänger möchte auch Franziskus offenbar nicht auf einen Landsmann und langjährigen Vertrauten in seiner engsten Umgebung verzichten. Diese Rolle hat der 49-jährige Argentinier Fabian Pedacchio Leaniz übernommen, ein Priester der Erzdiözese Buenos Aires. Der heutige Papst hatte den Kirchenrechtler als Erzbischof der argentinischen Hauptstadt 2007 selbst an die vatikanische Bischofskongregation entsandt. Wie Franziskus wohnen und arbeiten beide Sekretäre im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.

Beide soll nach dem Willen des neuen Papstes offenbar wieder mehr Sekretariat und weniger Besucherschleuse sein: "Ich entscheide selbst, wen ich sehen muss, und nicht meine Sekretäre", soll er seinem langjährigen Freund, dem argentinischen Schriftsteller Jorge Milia, anvertraut haben. Die Vorrechte der Sekretäre hätten die Päpste oft zu "Gefangenen" gemacht, soll er zumindest laut Milias im Internet veröffentlichten Bericht gesagt haben. An welche Päpste er hierbei konkret dachte - ob an lange zurückliegende Gestalten der Kirchengeschichte oder an seine unmittelbaren Vorgänger - blieb offen. Unbestritten ist allerdings, dass Gänswein unter Benedikt XVI. eine starke und Stanislaw Dziwisz unter Johannes Paul II. eine noch stärkere Stellung und entsprechend viele Kritiker im Vatikan hatten.

Einmalige Doppelrolle

Erzbischof Gänswein hat derweil eine historisch einmalige Doppelrolle: Der Geistliche aus dem Schwarzwald ist weiterhin Privatsekretär von Benedikt XVI., mit dem er im Mai ins ehemalige Kloster "Mater Ecclesiae" in die vatikanischen Gärten zog. Gleichzeitig dient "Don Giorgo" Franziskus auch als Präfekt des Päpstlichen Hauses, eine Art Protokollchef, insbesondere für Staatsbesuche. Seine Aufgabe als Diener zweier Päpste beschrieb Gänswein jüngst in Freiburg als die eines "Brückenbauers".

Früher hatte er seine Tätigkeit an der Seite Benedikts XVI. einmal mit einem Schneepflug verglichen, der den Papst vor der täglichen "Lawine" von Anfragen schützen müsse. Berichte, zwischen ihm und Franziskus stimme die Chemie nicht, bezeichnete Gänswein indes als «Kokolores». Sein Verhältnis zu Franziskus sei "ausgezeichnet". Die Sorge für die "einfachen Gäste" des Papstes, die einst dem Präfekten des Päpstlichen Hauses oblag, ist mit dem Einzug von Franziskus ins vatikanische Gästehaus praktisch an dessen Direktor Battista Ricca übergegangen.

Im Stellenplan gibt es das Amt nicht

Wer im Päpstlichen Jahrbuch, das alle Mitarbeiter der römischen Kurie verzeichnet, nach den engsten Helfern des Papstes Ausschau hält, sucht das Stichwort "Privatsekretär" vergeblich. Im Stellenplan des Heiligen Stuhls gibt es dieses Amt seit jeher nicht. Gänswein etwa wurde bis zu seiner Beförderung zum Präfekten des Päpstlichen Hauses unter den Angestellten des vatikanischen Staatssekretariats geführt. Xuereb ist weiterhin dort aufgelistet.

Einen Eindruck davon, was es heißt, Privatsekretär des heutigen Papstes zu sein, vermittelte Martin Garcia Aguirre, der dem damaligen Erzbischof von Buenos Aires Jorge Mario Bergoglio, zwölf Jahre in dieser Funktion diente. Er habe bei Audienzanfragen selten das Anliegen der Betreffenden überprüft, sagte der Argentinier in einem Interview. Bergoglio habe immer wieder selbst zum Telefonhörer gegriffen und nach dem Anliegen gefragt. Dafür dürfte dem Papst mittlerweile allerdings oft die Zeit fehlen.


Quelle:
KNA