Auf der Fahrt vom Internationalen Flughafen hinein in die Millionenmetropole kam es zu aufregenden Momenten - begeisterte Zuschauer brachten den päpstlichen Kleinwagen mehrmals zum Halten und die Leibwächter schier zur Verzweiflung. Einmal verlor der Kolonnenführer die Orientierung und landete neben einer Reihe geparkter Busse, einmal musste ein querstehender Polizeiwagen von der Straße geschoben werden. Mehrfach brachen ganze Pulks von Wartenden auf die Fahrbahn, umringten den kleinen silbergrauen Fiat, lieferten sich Rangeleien mit den Sicherheitsleuten.
Einige reichten oder warfen einen Brief durch das geöffnete Seitenfenster, an dem Franziskus saß, andere kompakte Gegenstände, keiner einen Sprengsatz. Der Papst schien den Rummel zu genießen. Er lächelte, winkte, ein Lateinamerikaner unter Lateinamerikanern, ein Fisch im Wasser ohne eine Spur von Sorge um die eigene Sicherheit.
Mütter reichten Franziskus ihre Kleinkinder entgegen, die er herzte und küsste. Eine alte Frau wurde an das Papamobil herangeführt, und unter Tränen empfing sie eine Umarmung des Papstes. Hausdächer, Brücken und Zäune waren mit Fahnen schwenkenden Jugendlichen besetzt, es regnete Konfetti. Die Ordner, die die Fahrgasse freihalten sollten, hüpften vor Freude bei der Vorbeifahrt des Papstes.
Sicherheitsexperten hatten Franziskus gedrängt, nach den teils gewalttätigen Sozialprotesten der vergangenen Wochen auf zu engen Kontakt mit der Bevölkerung zu verzichten. Doch der Papst bestand auf die Fahrt mitten durch die Stadt. Sie wurde zum Triumphzug, auch ein Sieg über die verängstigte Politik Brasiliens.
Kopfzerbrechen für die Sicherheitskräfte
Dessen Führungselite hatte sich zum offiziellen Empfang durch Staatspräsidentin Dilma Rousseff im Gouverneurspalast von Rio versammelt. Verschanzt. Hunderte schwerbewaffneter Polizisten hatten sämtliche Zufahrtsstraßen abgesperrt. Drinnen im Palacio Guanabara die Politprominenz, gegen die jüngst Hunderttausende protestierten.
Draußen der Papst, auf den Straßen gefeiert wie ein Popstar. Zwischen ihnen ein Sicherheitskordon und einige Hundert Demonstranten, unter ihnen einige Randalierer. Ein Molotowcocktail traf einen Beamten. Die Polizei antwortete mit Gummigeschossen, Tränengas und Wasserwerfern. Um den Papst sicher in den Gouverneurspalast zu bringen, musste die Regierung ihn in einer kurzfristigen Programmänderung über die letzten Kilometer mit einem Militärhubschrauber einfliegen lassen.
Unterdessen kursierte die Nachricht, dass nahe der Marienbasilika von Aparecida eine selbstgebaute Bombe gefunden worden sei. Franziskus besucht den Wallfahrtsort am Mittwoch. Der Vatikan reagierte mit Gelassenheit auf die Nachricht. Der Sprengsatz habe nichts mit der Visite zu tun, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Abend vor Journalisten. Und: Der Papst habe keine Angst.
Den für die Sicherheit zuständigen brasilianischen Behörden mag das anders gehen. Bereits der erste Besuchstag bereitete ihnen ausreichend Kopfzerbrechen. Dabei dauerte der gerade einmal vier Stunden.