Wie die Anden-"Heilige" Difunta Correa verehrt wird

Schutzpatronin der Lkw-Fahrer in den Anden

In Argentinien und Chile verehrten erst die Viehzüchter, dann die Lastwagenfahrer die Volksheilige. In den trockenen Tälern der Hochanden liegen ihr zu Ehren nun Hunderttausende Wasserflaschen aus Plastik in der staubtrockenen Steppe.

Autor/in:
Tobias Käufer
LKW in Südamerika / © Art Konovalov (shutterstock)

Kaum eine Volksheilige ist in Argentinien so populär wie Difunta Correa. "Beschütze uns auf dem Weg durch die Anden", steht auf vielen Wasserflaschen, abgelegt vor den vielen improvisierten Gedenkstätten in den trocknen Hochanden zwischen Argentinien und Chile. Wer in der Provinz Mendoza zwischen den beiden Ländern unterwegs ist, sieht entlang der spektakulären Strecke unzählige dieser Schreine.

Die Route bietet neben atemberaubenden Blicken auf das Bergmassiv mit dem Aconcagua, dem mit 6.961 Metern höchsten Berg Amerikas und höchsten außerhalb Asiens, auch ein paar einsame Autostunden durch trockenes Gelände. Vor allem der extrem kurvenreiche Auf- und Abstieg auf chilenischer Seite ist bei Lkw-Fahrern gefürchtet. Da kann eine Portion Extra-Schutz nicht schaden.

Von der katholischen Kirche nie offiziell anerkannt

Und die bietet der Legende nach Difunta Correa. Die mythische Volksheilige - die eigentlich keine Heilige ist, weil sie von der katholischen Kirche nie offiziell anerkannt wurde - versammelt jedes Jahr Hunderttausende von Anhängern an einem ihr zu Ehren errichteten Altar in Vallecito in der staubtrockenen Steppe der Provinz San Juan. Der richtige Name ist eigentlich Deolinda Correa.

Gefüllte Wasserflaschen liegen am 29. November 2023 vor einem Kreuz mit der Aufschrift Difunta Correa, Schutzheilige der LKW-Fahrer in den Hochanden in der Provinz Mendoza, Argentinien. / © Tobias Käufer (KNA)
Gefüllte Wasserflaschen liegen am 29. November 2023 vor einem Kreuz mit der Aufschrift Difunta Correa, Schutzheilige der LKW-Fahrer in den Hochanden in der Provinz Mendoza, Argentinien. / © Tobias Käufer ( KNA )

Die Frau mit ihrem kleinen Sohn und ihrem Mann Clemente Bustos stammte aus der argentinischen Stadt Angaco. Sie habe ein schönes und friedliches Leben mit ihrer kleinen Familie geführt, bis Bustos um 1840 herum für einen Bürgerkrieg rekrutiert wurde.

Mutter tot, Sohn lebt

Deolinda aber weigerte sich, ihr Leben ohne ihren Mann fortzusetzen: Sie beschloss, sich mit ihrem Sohn auf die Suche nach ihm zu machen. Doch auf dem Weg durch die trockene Steppe stürzte sie 1841 nach Tagen der Wanderung durch die Hitze von einem Johannisbrotbaum, auf dem sie Früchte pflücken wollte, und starb.

Am nächsten Tag wurden einige Maultiertreiber, die in der Gegend unterwegs waren, durch das Schreien eines Babys aufmerksam. Als sie ankamen, fanden sie das Baby auf der toten Deolinda. Der Legende nach konnte sich der kleine Junge von den Brüsten seiner toten Mutter ernähren. Die Maultiertreiber begruben Correa unter dem Baum und retteten das Kind.

Das Wunder der Herde

Das Überleben des Sohnes war der Geschichte zufolge das erste Wunder. So richtig populär wurde Difunta Correa aber wegen eines anderes Wunders, das ihr zugeschrieben wird. Zeballos, ein Maultiertreiber aus Chile, durchquerte dieselbe Wüste.

Aufgrund eines starken Sturms verlor er alle seine Rinder aus den Augen. Am Grab von Difunta bat Zeballos um Hilfe, um die in alle Himmelsrichtungen verstreuten Tiere wiederzufinden. Und legte ein Gelübde ab: Wenn das gelinge, werde er einen Altar für Difunta bauen.

Altäre und Opfergaben

Am nächsten Morgen machte sich Zeballos auf den Weg und fand sein Vieh versammelt und friedlich grasend vor. Der Hirte löste sein Versprechen ein und wo vorher nur ein Kreuz stand, entstand mit der Zeit ein großer Schrein, den immer mehr Menschen aufsuchten, nachdem die Geschichte des Wunders die Runde machte.

Wie Zeballos in Vallecito haben auch andere Anhänger von Difunta Correa, der "verstorbenen Correa", wie sie fortan gerufen wurde, in verschiedenen Teilen des Landes Altäre errichtet, zu denen sie gehen, um zu beten oder Opfergaben zu bringen. Wer an den Heiligtümern vorbeikommt, sieht häufig große Mengen an Flaschen, die in der Regel Wasser enthalten "damit es der Difunta nie an Wasser fehlt".

Raststätten mit Gebet

Obwohl die Maultiertreiber die ersten Anhänger von "La Difunta" waren, schlossen sich ihnen bald die Lastwagenfahrer an. An den Straßenrändern halten sie gewöhnlich an, um sich an den improvisierten Altären auszuruhen, etwas Wasser und ein Gebet zu hinterlassen, bevor sie ihre Fahrt fortsetzen.

In der ursprünglichen Wallfahrtskirche befindet sich heute ein Oratorium, das das ganze Jahr über besucht werden kann. Zu besonderen Anlässen wie Ostern, Allerseelen oder dem Nationalen Lkw-Fahrerfest versammeln sich bis zu 300.000 Menschen in Vallecito.

Kirche Lateinamerikas in Zahlen

Lateinamerika heißt auch der "katholische Kontinent". Mehr als 537 Millionen und damit über 40 Prozent aller getauften Katholiken leben in dieser Weltregion, die maßgeblich durch vier Jahrhunderte spanischer und portugiesischer Kolonialgeschichte geprägt ist. Rund 86 Prozent der Menschen in Lateinamerika sind laut statistischen Angaben des Vatikan katholisch.

 (DR)
Quelle:
KNA