Der Kölner Dompropst über das Stück Kölner Dom, das jetzt in Bethlehem steht

Ein Stein Freundschaft

Nur wenige Stunden war der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff vergangene Woche in Bethlehem. Dennoch genug Zeit, um einen Stein des Kölner Doms für den Madbasseh-Platz in der Altstadt Bethlehems zu überreichen und die Geburtskirche zu besuchen. Im Interview mit domradio.de blickt er zurück.

Ehemaliger Dompropst Norbert Feldhoff  / © Alexander Foxius (DR)
Ehemaliger Dompropst Norbert Feldhoff / © Alexander Foxius ( DR )

domradio.de: Sie haben einen Stein vom Kölner Dom auf einem Platz in der Altstadt von Bethlehem niedergelegt und eingeweiht. Wie ist es denn zu dieser schönen Idee gekommen?

Feldhoff: Diese Idee hat eine zum Teil auch traurige Vorgeschichte: 1999 wurde schon ein Stein des Domes auf einem Platz in Bethlehem aufgestellt, bei der Besetzung Bethlehems wurde dann von einem Panzer dieser Stein völlig kaputt gefahren. Der Freundeskreis, der diese Partnerschaft fördert und unterstützt, bat dann um einen neuen Stein. Damals hat das Kapitel dann gesagt: Warten wir erst mal ein bisschen ab. Inzwischen ist es vergleichsweise ruhiger geworden, und jetzt ist ein neuer Stein aufgestellt worden. Das ist die Vorgeschichte von diesem Stein.



domradio.de: Was für eine Art Stein ist das?

Feldhoff: Das ist ein neueres Stück - kein altes Stück, weil wir da nichts Schönes, Ansehnliches hatten -, das dann nicht mehr eingesetzt worden ist, aus einem Strebebogen. Für den war das bestimmt, und den brauchten wir nicht mehr. Optisch ein sehr schöner Stein. Vor allem ist der Platz jetzt - zur Überraschung und Freude aller - sehr schön hergerichtet. Das ist eine Insel auf dem Platz mit einem Mäuerchen herum und Grünpflanzen. Er steht ganz prächtig in der Mitte des Platzes.



domradio.de: Welche Bedeutung hat das für sie: dass ein Stück Köln jetzt in der Stadt von Christi Geburt steht?

Feldhoff: Außer der Hoffnung, dass er nicht wieder zerstört wird und dass wir den Menschen dort Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden wünschen, habe ich darauf hingewiesen: Die Partnerschaft Köln-Bethlehem ist 14 Jahre alt, aber die Beziehung des Kölner Doms zu Bethlehem ist sehr viel älter. Der Kardinal sagt häufig: Man kann an zwei Stellen der Welt besonders gut Weihnachten feiern. Das ist natürlich Bethlehem, die Stadt der Geburt Jesu, und das ist der Kölner Dom, weil bei uns die Reliquien der Heiligen Drei Könige sind. Insofern gibt es eine sehr tiefe Verbindung zwischen dem Kölner Dom und Bethlehem. Und dann habe ich - das haben die Palästinenser, die da waren, auch verstanden - klar gemacht, dass die Kölner eine sehr emotionale Beziehung zu ihrem Dom haben; als damals die Steine verschenkt wurden, die rausgebohrt wurden, damit die Besteigung des Südturm besser möglich war, haben die Menschen zum Teil vier Stunden gewartet, bis sie ein Stück Stein des Doms abbekamen. So was ist einmalig auf der Welt. Und deshalb habe ich gesagt: Das ist nicht nur ein Stück Stein, da hängen die Herzen der Kölner dran. Und Sie dürfen glauben, dass das ein Symbol ist für die wirklich menschlich emotionale Bindung der Kölner mit den Palästinensern in Bethlehem.



domradio.de: Sie haben bei der Reise auch eine Spende an ein Babyhospital in Bethlehem überreicht. Eine sehr symbolische Geste kurz vor Weihnachten, dem Fest Christi Geburt. Das war so beabsichtigt, nehme ich an?

Feldhoff: Nicht ganz. Das gehörte zum Programm der Gruppe. Bei der Überreichung des Checks war ich noch da, aber am Tag danach wurde eine Erweiterung des Babyhospitals gefeiert, da war ich schon wieder zurück in Köln. Ich war nur wenige Stunden in Bethlehem, weil ich vorher und nachher in Köln Verpflichtungen hatte. Aber das Erzbistum Köln gehört zu der Trägergesellschaft des Babyhospitals, das im Wesentlichen aus der Weihnachtsspende der Katholiken in der Schweiz finanziert wird.



domradio.de: Auch wenn Sie nur kurz da waren: Gibt es dennoch ein Erlebnis, das sie jetzt mitnehmen aus dieser Reise in das Weihnachtsfest dieses Jahr?

Feldhoff: Es war für mich und die beiden Mitarbeiter der Dombauhütte schon sehr bewegend, dass wir nach der Einweihung des Steins noch gerade Zeit hatten, bevor wir wieder zum Flughafen mussten, in die Geburtskirche zu gehen. Und zu diesem Zeitpunkt waren da ganz, ganz wenige Leute; kein Gottesdienst, kein Touristentrubel, da in Stille an der Stelle zu stehen und zu beten, wo man der Geburt Jesu gedenkt, mit dem Stern auf dem Boden, das ist schon eine bewegende Angelegenheit, die ich jetzt mit in die Weihnachtstage nehme.  



Das gespräch führte Pia Deuss.