Kapitelsamt aus dem Kölner Dom

Dritter Adventssonntag

domradio übertrug am dritten Adventssonntag das Kapitelsamt aus dem Hohen Dom zu Köln. Zelebrant war Domkapitular Prälat Gerd Bachner. Es sangen der ukrainische Shchedryck-Kinderchor Kiew und Mitglieder des Bonner Kammerchores unter der Leitung von Marianna Sablina bzw. Philipp Ahmann. An der Orgel spielte Domorganist Winfried Bönig.

 (DR)

Im Advent vergeht die Zeit für Eltern und Kinder unterschiedlich schnell. Den Kindern vergeht die Zeit zu langsam, uns Erwachsenen vergeht sie zu schnell. Jahr für Jahr klagen wir über diese Hektik und tragen doch selbst mit dazu bei. Der dritte Adventssonntag ist eine Art ‚Halbzeit' . Sein Name „Gaudete" kommt von den heutigen Psalmen und Versen, die uns auffordern: Freut euch! In vielen der ‚Weihnachtsfeiern', die schon ab Anfang Dezember in Schulklassen, Büros und Firmen stattfinden, kommt der Grund der Freude gar nicht mehr vor. Vielleicht gelingt uns ja eine Verbindung der praktisch notwendigen Weihnachtsvorbereitung und der geistlichen Bereitung: Wie würde ich Weihnachten feiern, wenn Christus diesmal mit als Gast am Tisch säße? Wen würde ich wie beschenken? Wen würde ich noch einladen? Was müsste ich in der Adventszeit noch erledigen und was könnte ich weglassen?

Erste Lesung
Rache und Vergeltung sind für uns negative Worte - zu Recht. Viel Unheil wird angerichtet, wenn in einem Kreislauf von Rache und Vergeltung die Gewalt sich immer weiter hochschraubt. Ganz anders erweist sich hier jedoch Gottes Rache und Vergeltung. Sie umfasst allerdings auch die Vernichtung der Unterdrücker, aber nicht so, dass nun andere ihre Rolle übernehmen. Der Prophet zeigt den Blickwinkel derer, die bisher unterdrückt und gequält wurden: Sie können aufatmen, aufleben, wie die Wüste erblüht, wenn endlich Regen fällt. Es ist eine Verheißung für alle, die entrechtet leben müssen: Gottes Wille zur Gerechtigkeit - in Jesu Worten: „Gottes Herrschaft" - wird sich letztlich durchsetzen. Dieses Heil befreit auch jene, deren Leben durch Krankheit oder Behinderung eingeschränkt wird. Gott will das Leiden nicht und wird es beenden. Daher ruft die Lesung alle auf: Freut euch, jubelt und jauchzt!

Zweite Lesung
„Wie lange dauert es denn noch? Wann ist denn endlich Weihnachten?" So ähnlich fragen kleine Kinder ungeduldig in diesen Tagen. Sie können es kaum noch erwarten. Ähnlich ungeduldig wartete die frühe Kirche auf die Wieder-Ankunft Christi. Als sie sich hinauszögerte, wurde das Durchhalten schwer. Hatte man im Schwung der ersten Begeisterung sich in der Gemeinde über die sozialen Grenzen hin zusammengefunden, so wurde es auf die Dauer anstrengend, miteinander zu leben. In dieser Situation mahnt der Jakobusbrief: Haltet aus, klagt nicht übereinander. Das kann heißen: Klagt einander nicht an vor der Gemeinde. Nicht ihr habt den anderen zu beurteilen, sondern Christus wird das tun - bei den Mitchristen, aber auch bei euch selbst. Haltet geduldig aus - das kann auch übersetzt werden: seid langmütig, großherzig, macht euer Herz, euren Mut, eure Lebenskraft groß und weit. Denn das, was ihr ersehnt, wird kommen, auch wenn wir den Zeitpunkt nicht wissen oder beeinflussen können.

Evangelium
Johannes und Jesus - der Verkünder und der Verkündete - stehen in Beziehung zueinander. Während das bei Lukas schon in der Kindheitsgeschichte dargestellt ist, treten bei Matthäus die beiden als Erwachsene in Beziehung. Auf die Frage des Johannes, ob er der Angekündigte sei, verweist Jesus auf das, was geschieht: Jetzt erfüllt sich, was Jesaja für die Heilszeit angekündigt hat (vgl. die erste Lesung). Umgekehrt bezieht sich auch Jesus positiv auf Johannes zurück und bestätigt ihn: Ja, er war ein Prophet, sogar mehr. Die Schäbigkeit seiner Kleidung, die fehlende äußere Würde darf darüber nicht hinwegtäuschen. Die Größe des Johannes zeigt sich darin, dass das, was er verkündet hat, noch viel größer ist als er selbst.