Kapitelsamt Kölner Dom - Predigt des Weihbischofs hier nachhören

Gott als Hausmeister unserer Wünsche?

Die domradio-Gottesdienstübertragung am 17. Sonntag im Jahreskreis. Sie hörten das Pontifikalamt mit Weihbischof Manfred Melzer aus dem Kölner Dom. In seiner Predigt geht der Weihbischof auf den neuen "Trend" des Wallfahrens und die Schwierigkeiten des Betens heutzutage. Viele Menschen würden nur noch zweckgebunden beten und nicht um des Gebets selbst willen. Die Orgel spielte Domorganist Winfried Bönig.

 (DR)

Wie können wir täglich beten? Wir haben ganz unterschiedliche Formen entwickelt: allein in der Stille oder gemeinsam mit anderen laut, in traditioneller Formulierung oder ganz frei aus der Situation heraus, als lange, sich wiederholende Litanei oder als kurzes Stoßgebet. All diese und andere Ausdrucksformen haben ihr Recht und ihren Ort. Aber Gebet muss vertrauensvoll und wahrhaftig, echt sein. Mangel an Vertrauen macht das Beten schwierig, durch Mangel an Ehrlichkeit wird es eigentlich unmöglich.

Erste Lesung
Die Bosheit der Bewohner Sodoms ist sprichwörtlich geworden. In dieser Erzählung wird Gott auf das Übel durch das Klagegeschrei der Opfer aufmerksam und er vergewissert sich erst einmal, bevor er daran geht, die Stadt zu vernichten. Abraham aber denkt auch an seinen Neffen Lot, der sich bei Sodom niedergelassen hat. Er beginnt, mit Gott um Sodoms Rettung zu feilschen. Gott solle die Stadt erhalten, wenn sich noch fünfzig Gerechte darin fänden. Abraham gelingt es schließlich, seinen „Geschäftspartner" auf zehn Gerechte herunterzuhandeln.

Beten kommt hier für Abraham aus einem inneren, echten Anliegen. Er fragt nicht danach, ob sein Vorgehen auch „fromm" genug sei.

Zweite Lesung
Schulden verschwinden nicht einfach. Sie müssen, das belegt der Schuldschein, bezahlt werden. Der Schuldner steht mit fast allem, was er besitzt, dafür ein. Wenn zur Zeit Jesu ein Schuldner nicht zahlen konnte, musste er gegebenenfalls seine gesamte Habe und schließlich sich und seine Familie in die Schuldsklaverei verkaufen.

Die Schuld des Menschen ist so hoch, dass sie ihn das Leben kosten würde: Ihr wart tot infolge der Sünde, infolge eures lebensfeindlichen Lebens. Der Schüler des Paulus, der hier im Namen seines Lehrers schreibt, versteht die Taufe so: Wir sind Mit-Gestorbene, Mit-Begrabene und Mit-Auferweckte mit Christus - so eng ist unsere Gemeinschaft mit ihm in der Taufe. Er hat den Tod für uns auf sich genommen und so den Schuldschein zerrissen.

Evangelium
Die Jünger sehen, dass Jesus sich regelmäßig zurückzieht, um in der Stille zu beten. Sie merken, dass er von diesem Gebet geprägt ist, daraus eine Kraft zieht, die sie sich auch wünschen. Deshalb bitten sie ihn, ihnen solches Beten beizubringen. Aber die Überraschung folgt gleich: Das Gebet ist ganz einfach und knüpft an ein traditionelles jüdisches Gebet an. Den Namen Gottes zu heiligen, heißt zugleich, seinen Willen zu tun. Für sich selbst sollen die Jünger nur das tägliche Brot erbitten, Vergebung und den Schutz vor Versuchungen. Dies aber sollen sie tun voll Vertrauen auf die übergroße Liebe Gottes.