Kardinal Lehmann würdigt verstorbenen Rainer Barzel

Rückhalt durch tiefen Glauben

Mit einem Requiem im Bonner Münster haben Politiker und Verwandte am Dienstag Abschied vom früheren CDU-Vorsitzenden und Bundestagspräsidenten Rainer Barzel (CDU) genommen. In seiner Predigt sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, Barzel habe trotz aller im Polit-Betrieb erlittenen Verletzungen und Niederlagen unablässig das Wohl des Volkes gesucht.

 (DR)

Mit einem Requiem im Bonner Münster haben Politiker und Verwandte am Dienstag Abschied vom früheren CDU-Vorsitzenden und Bundestagspräsidenten Rainer Barzel (CDU) genommen. In seiner Predigt sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, Barzel habe trotz aller im Polit-Betrieb erlittenen Verletzungen und Niederlagen unablässig das Wohl des Volkes gesucht. Bei privaten Schicksalsschlägen wie dem Tod zweier Ehefrauen und seiner Tochter habe Barzel sein tiefer Glaube Rückhalt gegeben.

Lehmann erinnerte an die politischen Rückschläge Barzels wie das gescheiterte Misstrauensvotum 1972 gegen Willy Brandt und die so genannte Flick-Affäre, die 1984 seinen Rücktritt als Bundestagspräsident zur Folge hatte. Man habe dem CDU-Politiker mit einer "eigentümlichen Mischung von Missgunst und intrigenhaftem Verhalten" zugesetzt. Doch auch nach seinem Rückzug aus dem Bundestag 1987 sei er in der politischen Welt immer noch "präsent, geschätzt und gefürchtet" geblieben, so Lehmann. Der Mainzer Bischof lobte auch Barzels Engagement für die Versöhnung mit Polen sowie für den Beitritt Deutschlands zu den Vereinten Nationen.

Merkel und Lammert unter den Trauergästen
Unter den Trauergästen waren auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (alle CDU) sowie die Chefs der Bundestagsfraktionen von CDU, SPD und FDP, Volker Kauder, Peter Struck und Guido Westerwelle. Barzel, der am vergangenen Samstag im Alter von 82 Jahren in München gestorben war, wurde auf dem Bad-Godesberger Friedhof im Grab seiner ersten Frau und seiner Tochter beigesetzt.

Der Bundestag gedenkt des CDU-Politikers mit einem Staatsakt am 22. September. Als Redner wird neben Bundestagspräsident Norbert Lammert und Merkel auch Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) erwartet, der bereits die Festrede zu Barzels 80. Geburtstag in München gehalten hatte. Am Dienstagmorgen würdigte das Parlament den früheren CDU-Vorsitzenden und seine Verdienste um Demokratie und deutsche Einheit.

Der im ostpreußischen Braunsberg geborene Barzel gehörte von 1957 bis 1987 dem Bundestag an. Fast zehn Jahre wirkte er als Vorsitzender der Unionsfraktion. 1962 war er als 38-Jähriger für knapp ein Jahr Minister für gesamtdeutsche Fragen im Bundeskabinett von Konrad Adenauer. 20 Jahre später übernahm er im Kabinett von Helmut Kohl für einige Monate erneut das inzwischen in Ministerium für innerdeutsche Beziehungen umbenannte Haus. Von 1971 bis 1973 war Barzel Vorsitzender der CDU. Als Fraktionschef der Union verfehlte er 1972 beim konstruktiven Misstrauensvotum gegen den damaligen Kanzler Willy Brandt (SPD) nur knapp die erforderliche Mehrheit. Das Amt des Bundestagspräsidenten trat er im März 1983 an. Doch schon eineinhalb Jahre später gab er es wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit der Flick-Affäre wieder auf.

"Die CDU wird sich an Rainer Barzel als bedeutenden Partei-Vorsitzenden erinnern. Er hat immer das Christliche C innerhalb der CDU im Auge gehabt", erinnert Norbert Blüm im domradio-Interview an Rainer Barzel.
Lesen Sie hier eine ausführliche Biographie Rainer Barzels.
(KNA,dr)