München soll nach Kardinälen benannte Straßen umbenennen

Zweifelhafte Rolle in Missbrauchsskandalen

Würzburg hat es getan. Jetzt soll auch München Straßen umbenennen, die nach Kardinälen benannt sind. Grund ist ihre zweifelhafte Rolle im Umgang mit Missbrauchsskandalen und andere schwerwiegende Vorwürfe.

Liebfrauendom in München / © Giongi63 (shutterstock)

Ein Expertengremium rät der Stadt München, historisch belastete Straßennamen auszutauschen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, haben die Experten die Umbenennung der Straßen empfohlen, die nach den Kardinälen Michael von Faulhaber (1869-1952), Joseph Wendel (1901-1960) und Julius Döpfner (1913-1976) benannt sind. 

Kardinal Julius Döpfner, Erzbischof von München und Freising, und Mario von Galli, Redakteur und Publizist während des Weltkongresses der Katholischen Internationalen Union der Presse  am 2. Juli 1968 in Berlin (KNA)
Kardinal Julius Döpfner, Erzbischof von München und Freising, und Mario von Galli, Redakteur und Publizist während des Weltkongresses der Katholischen Internationalen Union der Presse am 2. Juli 1968 in Berlin / ( KNA )

Außerdem hat das Expertengremium dem Vernehmen nach auch die Umbenennung des Platzes im Olympiapark vorgeschlagen, der nach dem US-Sportfunktionär Avery Brundage (1887-1975) benannt ist. Seit 2019 überprüft das Expertengremium im Auftrag der Stadt München belastete Straßennamen. 

Bei einer Sitzung in dieser Woche wurden entsprechende Empfehlungen ausgesprochen. Die Entscheidung muss der Stadtrat treffen. Zunächst befasst sich üblicherweise der Ältestenrat des Stadtrats mit dem Thema.  

Missbrauchstäter gedeckt und Opfer missachtet  

Die drei Kirchenmänner gehörten als Erzbischöfe der Diözese München und Freising nicht nur zu den prominentesten katholischen Würdenträgern in Deutschland, sondern besaßen in der Kirche auch internationale Bedeutung. Bei Wendel und Döpfner geht es um Vorwürfe, dass sie Missbrauchstäter gedeckt und das Leid von Missbrauchsopfern missachtet haben sollen.

Bei Faulhaber kommt dazu noch seine zweifelhafte Rolle im Nationalsozialismus. Das Fehlverhalten der drei Kardinäle in Missbrauchsfällen ist in einem Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl dokumentiert, das sich mit allen Diözesanbischöfen seit 1945 beschäftigt und bei seiner Vorstellung im Januar 2022 die Kirche erschütterte.  

Der US-Amerikaner Avery Brundage war von 1952 bis 1972 Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), er gilt als der Mann, dessen persönliche Unterstützung die Olympischen Spiele in München 1972 erst möglich machten. 

Ihm werden rassistische und antisemitische Einstellungen zur Last gelegt. Im September hatte die Stadt Würzburg ihren "Kardinal-Faulhaber-Platz" in "Theaterplatz" umbenannt.

Erzbistum München und Freising

Das Erzbistum München und Freising ist mit rund 1,45 Millionen Katholiken (Stand: Juni 2024) das größte unter den sieben bayerischen Bistümern und eine der bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Sie erstreckt sich über eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern vorwiegend auf Oberbayern und ging hervor aus dem Hochstift Freising, das der heilige Bonifatius 739 errichtete. Nach der Säkularisation 1821 wurde der Bischofssitz nach München verlegt und die Erhebung zum Erzbistum verfügt.

Türme des Liebfrauendoms in München / © FooTToo (shutterstock)
Türme des Liebfrauendoms in München / © FooTToo ( shutterstock )
Quelle:
KNA