Polnischer Kardinal plädiert im Konkordat-Streit für Demut

Nicht mitverantwortlich für die "Spaltung" werden

Welche Rolle soll die katholische Kirche im polnischen Staat spielen? Darüber wird im Nachbarland Polen viel diskutiert. Kardinal Grzegorz Rys rät den Bischöfen des Landes zu Demut in der Debatte um die Rolle der Kirche im Staat.

Kardinal Grzegorz Rys ist Erzbischof von Lodz in Polen. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Grzegorz Rys ist Erzbischof von Lodz in Polen. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die Kirche und die Gläubigen sollten in der Diskussion über das Konkordat Andersdenkende respektieren und so zum Zusammenhalt der Gesellschaft beitragen, sagte er am Dienstag bei einer Veranstaltung  im Senat, dem Oberhaus des polnischen Parlaments. Man dürfe nicht mitverantwortlich für die "Spaltung" werden.

Kardinal: Angriff auf das Konkordat

Linke Politiker kritisieren den 1998 von Polen und dem Heiligen Stuhl ratifizierten Staatsvertrag. Vielfach sei zu hören, "dass das
Konkordat nicht der Unabhängigkeit Polens dient, sondern sie einschränkt", so Rys. Es werde etwa behauptet, die christliche Lehre
von Ehe und Familie verletze Menschenrechte. 

Der Kardinal sprach von einem "Angriff auf das Konkordat", bei dem Gegensätze zwischen Staat und Kirche in Bezug auf die Menschenrechte so sehr überspitzt würden, dass eine Zusammenarbeit abgelehnt werde, weil sie schädlich sei. An solchen Aussagen mangele es in der öffentlichen Diskussion nicht.

Staat und Kirche seien jeweils "unabhängig und autonom"

Rys betonte, das Konkordat diene dem "Zusammenspiel von Staat und Kirche zur Entwicklung des Menschen" und dem Gemeinwohl. Im Staatsvertrag gehe es "nicht um Privilegien für die Kirche", sondern um den Schutz der Menschenrechte einschließlich der Religionsfreiheit. Dazu gehöre auch der Religionsunterricht in der Schule. Im Konkordat stehe, Staat und Kirche seien jeweils in ihrem Bereich "unabhängig und autonom". Das führe nicht zur "Trennung, sondern zur Zusammenarbeit zum Wohl der Menschen", erklärte der Erzbischof von Lodz gegenüber dem Portal opoka.org.pl.

Polens Bischöfe hatten zuletzt Pläne von Bildungsministerin Barbara Nowacka verurteilt, den Religionsunterricht in den Schulen auf eine Stunde pro Woche zu reduzieren. Bisher wird das Wahlfach jede Woche zwei Stunden unterrichtet. Heftig gestritten wird auch über die Zusammenlegung von Schülerinnen und Schülern verschiedener Klassenstufen in Religion. Die Regierung sprach sich indes nicht für eine Änderung des Konkordats aus. 

Katholische Kirche in Polen

Die römisch-katholische Kirche hat in Polen traditionell großen Einfluss. Ihr gehören knapp 90 Prozent der 33 Millionen Bürger an. In den vergangenen Jahren verlor die Kirche aber besonders in der jungen Generation an Ansehen. In der Hauptstadt Warschau wählten in diesem Schuljahr nur noch 29 Prozent der Schüler in der gymnasialen Oberstufe das Fach katholische Religion. Nach Angaben der Bischofskonferenz besuchten 2021 landesweit 28,3 Prozent der Katholiken die Sonntagsmesse.

Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk (shutterstock)
Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk ( shutterstock )
Quelle:
KNA