Wegen der Parteinahme für einen ultra-rechten Präsidentschaftskandidaten geht Rumäniens orthodoxe Kirche gegen einen Erzbischof vor.
Das rumänische Patriarchat in Bukarest distanzierte sich am Dienstag entschieden von positiven Aussagen des Erzbischofs der Hafenstadt Constanta, Teodosie Petrescu, in der französischen Zeitung "Le Figaro" über den Gewinner der ersten Runde der Präsidentenwahl, Calin Georgescu. Die Kirchenleitung kündigte zudem an, sie werde sich bei ihrer nächsten Sitzung mit dessen "wiederholten Verstößen" gegen die Neutralitätspflicht in Wahlkämpfen befassen.
Der Erzbischof hatte den rechtsextremen und pro-russischen Kandidaten als "Gesandten Gottes" bezeichnet. Georgescu sei gläubig und verteidige christliche Werte, sagte Petrescu der Zeitung. Manche Menschen lehnten den Bewerber für das Präsidentenamt zwar ab, aber "die meisten meiner Gläubigen teilen meine Wertschätzung".
Kirche verbietet Beteiligung an Wahlkampagnen
Die rumänisch-orthodoxe Kirche verbot Geistlichen nach eigenen Angaben 2008 "sich parteipolitisch zu betätigen oder als Unterstützer an Wahlkampagnen teilzunehmen". Die eigentlich für vergangenen Sonntag geplante Stichwahl zwischen Georgescu und der liberal-konservativen Präsidentschaftskandidatin Elena Lasconi war kurzfristig abgesagt worden.
Das Verfassungsgericht hatte am Freitag das gesamte Verfahren für die Präsidentenwahl aufgehoben. Es ordnete an, den Wahlprozess komplett neu zu beginnen. Die Richter begründeten ihre Entscheidung mit mehreren Fehlern, darunter die Missachtung der gesetzlichen Regeln zur Wahlkampffinanzierung. Eine mutmaßlich von Russland gesteuerte Social-Media-Kampagne zugunsten Georgescus habe die Transparenz und Fairness des Wahlkampfs beeinträchtigt.
Die orthodoxe Kirche hat in Rumänien weiter viel Einfluss. Bei der Volkszählung 2021 bekannten sich 73 Prozent der Bürgerinnen und Bürger zu der Kirche. Ihr Erzbischof Petrescu steht in Rumänien schon länger in der Kritik.