Es war ein Besuch von leiser Symbolik und großer Worte: Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, hielt in der Karwoche die Abschlussrede der diesjährigen Fastenpredigten in der Benediktinerabtei Maria Laach in Rheinland-Pfalz.
Empfangen von den Brüdern an der Klosterpforte, verschwand sie beinahe unbemerkt hinter den dicken Mauern – doch ihre Botschaft in der voll besetzten Basilika war umso deutlicher.

Der Anlass war spirituell, das Thema hochaktuell: Die Verantwortung in Zeiten multipler Krisen. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt – Gläubige, Neugierige, Suchende. Alle verband das Bedürfnis, den Herausforderungen der Gegenwart nicht mit Resignation, sondern mit Hoffnung zu begegnen. In der Kombination aus Predigt und Vesper wurde deutlich: Es war kein politischer Auftritt – es war eine Einladung zum Nachdenken und Handeln.

Ursula von der Leyen sprach über die Wunden, die die Menschheit der Schöpfung zufügt – und damit letztlich sich selbst. "Der Erde ist das gleichgültig, sie wird sich weiterdrehen", sagte sie. "Uns jedoch kann die Zukunft nicht gleichgültig sein." Ein Appell, Verantwortung zu übernehmen – für kommende Generationen, für den Planeten, für den Frieden.
"Es geht nicht nur um uns, sondern um das, was wir weitergeben", mahnte von der Leyen. Ihr Blick richtete sich dabei nicht nur auf die politische Bühne, sondern auf jeden Einzelnen. Verantwortung – ein Leitmotiv ihrer Predigt, das sie im Glauben verankerte. Vor den Kindern und Enkeln. Vor Gott.

Der Schluss ihrer Rede war eine Verneigung vor Dietrich Bonhoeffer, dem von den Nationalsozialisten ermordeten Theologen. Sie zitierte seine Worte über den Optimismus – nicht als naive Hoffnung, sondern als aktive Lebenshaltung: "Eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint."
Nach der Vesper verabschiedete sich die EU-Kommissionspräsidentin so leise, wie sie gekommen war. Doch was blieb, war das Gefühl von Aufbruch – getragen von Spiritualität, Klarheit und menschlicher Wärme.
Pater Philipp Meyer von der Abtei Maria Laach fasste es am Ende treffend zusammen: "Ich habe mich wahnsinnig gefreut, wie viele Menschen heute gekommen sind – dass wir als Kirche, als Gesellschaft gemeinsam unterwegs sind." Und ein Moment ganz besonderer Nähe blieb ihm in Erinnerung: Als er die Präsidentin in die Kirche begleitete, flüsterte er ihr zu, wie schön es sei, gemeinsam Gottesdienst zu feiern – keine politische Rede. Ihre Antwort: "Genau das machen wir jetzt."