Mehrfach wurde in der gegenwärtigen Karnevalssession schon betont, wie stressfrei es in diesem Jahr zuginge, die vielen verschiedenen Termine unterzukriegen. Die diesjährige Session ist im Vergleich zu den Vorjahren eine recht lange, denn erstmals seit 2022 endet der Karneval wieder Anfang März und nicht wie im Vorjahr schon Mitte Februar. Das hat Auswirkungen auf die Stimmung, aber auch auf den Umsatz.
Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti erzählt gerne die Begebenheit aus seiner Zeit als Pressesprecher des Erzbistums Köln, dass das Dreigestirn im Rahmen seines Besuchs beim Erzbischof ob der in jenem Jahr sehr kurzen Sessionszeit die Bitte aussprach, der Kardinal möge doch in Rom einmal vorsprechen, damit die Sessionen doch etwas weiter ausgedehnt würden.
Vollmond legt Ostertermin fest
Nun legt Rom nicht den Zeitpunkt des Karnevals fest, wohl aber hat der Termin des Osterfestes damit zu tun. Denn der Karneval endet am Aschermittwoch – in diesem Jahr am 5. März, mit dem die Zeit der Vorbereitung auf Ostern beginnt. Ostern ist immer der Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond. Und weil der Vollmond variiert, ist auch in jedem Jahr Ostern an einem anderen Sonntag.
Die früheste Möglichkeit des Ostersonntags ist also der 22. März und die späteste der 25. April. Somit liegt Ostern in diesem Jahr am 20. April sehr spät und die Narren haben ungewöhnlich viel Zeit, bis der Aschermittwoch die Session beendet. Es ist die längste Session seit 2019, als der Aschermittwoch auf den 6. März fiel und Ostersonntag demnach am 21. April gefeiert wurde.
Ostkirche feiert nach Julianischem Kalender
Da die Christen in der Ostkirche nach dem alten Julianischen Kalender feiern, weicht der Ostertermin dort wiederum von dem in der Westkirche ab. Manchmal fallen aber auch beide Termine zusammen wie zuletzt 2017 und auch in diesem Jahr, was angesichts des 1.700-jährigen Jubiläums des Ersten Konzils von Nicäa ein schönes Zeichen der Ökumene von Ost und West ist.
Am längsten auf den Ostersonntag warten mussten die Christen in der Westkirche zuletzt 1943 und erst 2038 wird dieses Ereignis wieder auf den 25. April fallen. Noch seltener hingegen fällt der Ostersonntag auf den frühestmöglichen Termin, den 22. März. Das erklärt auch, weshalb sich kaum jemand vorstellt, dass Rosenmontag am 2. Februar sein könnte. Aber genau das wäre dann der Fall.
Lichterprozession und Karnevalsumzug
Am 2. Februar feiert die Kirche das Fest Darstellung des Herrn, auch Lichtmess genannt. In der Liturgie werden die Kerzen gesegnet und mit Prozessionen das Dunkel erhellt. Nicht selten wird am Ende des Gottesdienstes dann auch der Blasiussegen gespendet. Passt das – nicht nur in Köln – wirklich zusammen: tagsüber Rosenmontagsumzug und abends Pontifikalamt im Dom mit Lichterprozession und Blasiussegen?

Dass sich darüber kaum jemand Gedanken gemacht hat, hängt eben auch damit zusammen, dass eine Kollision von Lichtmess und Rosenmontag zuletzt 1818 stattfand. Damals gab es in Köln den Karneval noch nicht in dieser Form und das Erzbistum Köln stand kurz vor seiner Wiederbelebung im Rahmen des 1821 geschlossenen Staatskirchenvertrags zwischen der Kurie und Preußen. Lichtmess ohne Karnevalseinschränkungen zu feiern war in jenem Jahr also kein Problem.
Bis diese Konstellation von Lichtmess und Rosenmontag am selben Datum wiederkehrt, müssen wir noch lange warten, denn erst im Jahr 2285 wird das wieder der Fall sein. Zeit genug also zum überlegen, wie dies in Köln und andernorts logistisch durchgeführt werden soll, falls Rosenmontagsumzug und Lichtmess dann noch existieren. Vielleicht haben sich dann aber auch Ost- und Westkirche bis dahin auf einen gemeinsamen Ostertermin geeinigt, der völlig anders berechnet wird.