Das Gebetsanliegen des Papstes für März

Feingefühl und Intuition

Papst Franziskus lädt im März ein, "für die Würde und Rechte der Frau" zu beten. Vor allem vor dem Hintergrund der Bischofssynode über Ehe und Familie im Herbst ist das ein Anlass, tiefer über Sexualität nachzudenken.

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

Die Bischofssynode über Ehe und Familie im kommenden Herbst wirft ihre Schatten voraus. Eine breit angelegte Umfrage im Vorfeld wurde verstanden als Einladung zu einer "Kultur der Partizipation" über ein Thema, das jeden und alle irgendwo angeht.
Allerdings lässt sich nicht verhehlen, dass auch die Erfahrungen mit Ehe und Familie weit auseinandergehen.

Erlaubt ist, was Spaß macht?

Ein Thema, das in zahlreichen Facetten wiederkehrt und konkreten Fragestellungen zugrunde liegt, ist die Sexualmoral. Anspruch und Wirklichkeit klaffen oft auseinander. Nicht selten werden die Positionen des katholischen Lehramtes als altbacken eingestuft. Es wird dagegen gehalten: Erlaubt ist, was Spaß macht. Sexualität sei keine Last, sie solle Lust machen. Solche und ähnliche Positionen reizen zum Widerspruch: Von Verklemmtheit der kirchlichen Autoritäten sprechen die einen, während andere Schuld und Sünde auf dieses Feld konzentrieren, als ob es neben dem einen nicht noch neun weitere Gebote gäbe.

Durch und durch geschlechtlich geprägt

Wenn Papst Franziskus im März einlädt, "für die Würde und Rechte der Frau" zu beten, dann ist dies ein Anlass, tiefer nachzudenken über die Sexualität. Machen wir uns nichts vor. Niemand kann verleugnen, wer er oder sie ist: Frau oder Mann. Ob im Denken, Fühlen oder Sprechen - wir sind durch und durch geschlechtlich geprägt. Darum ist auch kaum ein Bereich unseres Lebens mit so hohen Erwartungen und Sehnsüchten besetzt wie die Sexualität. Der Höhe der Erwartungen entspricht jedoch auch die Tiefe möglicher Enttäuschungen. Eine Ehefrau, Mutter von vier Kindern, bekennt: "Nach dreißig Jahren Ehe denke ich mir: Soll das alles gewesen sein? Im Fernsehen sieht die Liebe ganz anders aus."

Der unentbehrliche Beitrag der Frau

Gerade Frauen sind nicht nur, aber besonders auf diesem Gebiet empfindsam und empfindlich. Das bescheinigt ihnen auch der Papst: "Die Kirche erkennt den unentbehrlichen Beitrag an, den die Frau in der Gesellschaft leistet, mit einem Feingefühl, einer Intuition und gewissen charakteristischen Fähigkeiten, die gewöhnlich typischer für die Frauen sind als für die Männer. Zum Beispiel die besondere weibliche Aufmerksamkeit gegenüber den anderen, die sich speziell, wenn auch nicht ausschließlich in der Mutterschaft ausdrückt" (Evangelii gaudium, Nr. 103).

Den "ehelichen Pflichten" unterworfen

Leider fühlen sich viele Frauen nicht genügend wertgeschätzt. Mehr noch: Sie leiden darunter, missverstanden und missbraucht zu werden - nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Aufeinander achten, Rücksicht nehmen, die "Gestimmtheit" der Seele wahrnehmen, die Rhythmik des Lebens achten: Das alles kann durch die Macht der Gewohnheit "erledigt" werden. Gerade ältere Frauen sind oft langfristig belastet durch das Wort von den "ehelichen Pflichten". Sie haben ihr Los darin gesehen, sich diesen "Pflichten" zu unterwerfen.

Doppelte Not

Andere Frauen leiden darunter, sich nicht richtig aussprechen zu können. Zwischen Fremdwörtern und Gassenjargon fehlt mitunter die treffende Sprache für das Erfassen und den Ausdruck der Beziehung zwischen Mann und Frau. Und schließlich ist an den möglichen Folgen sexuellen Lebens - sprich: den Kindern - oft die Frau "schuld": "Mein Mann oder mein Freund sagte, entweder lässt du das wegmachen, oder ich gehe." Zurück bleibt dann die Frau in einer doppelten Not: ohne das Kind und mit einer zerbrochenen Beziehung.

Streben nach Vereinigung

Sexualität zwischen Sehnsucht und Enttäuschung, zwischen Glück und Versuchung. Die Wurzel für den Begriff liegt im lateinischen "secare", was schneiden oder trennen heißt. Er bezeichnet die Trennung der Menschheit in zwei Geschlechter und gleichzeitig deren Streben nach Vereinigung. Diese Grundspannung menschlicher Existenz kann in hohem Maße schöpferische Energie freisetzen, Freude und Lust, neues Leben schenken, nicht nur leiblich, sondern auch seelisch und geistig. Auch im geistlichen Leben bringen wir unsere Geschlechtlichkeit ein.

Der Körper als Gefängnis

Doch auch der bittere Tropfen der Sexualität bleibt vielen, gerade Frauen, oft nicht erspart: Streit, Neid und Eifersucht, Machtkampf und Gewalt. Ein Grund für diese dunkle Seite liegt in der Abspaltung von Leib und Seele, Körper und Geist. Es wird auseinandergerissen, was eigentlich zusammengehört. Ein griechisches Wortspiel bringt es auf den Punkt: soma sema. Der Körper ist ein Gefängnis. Das hat fatale Folgen: Über kurz oder lang wird der Körper zur Maschine.

Der Mensch als Maschine

Wie prophetisch klingt da der Titel eines Buches, das der Philosoph La Mettrie im Sog der Aufklärung 1748 in Frankreich publizierte: "L'homme machine", der Mensch als Maschine. Wenn die Maschine nicht mehr funktioniert, repariere ich sie oder wechsle sie aus! Für die Sexualität bedeutet das: Die Lust des einen kann zur Last des anderen werden. Die Würde der Person - besonders Frauen sind oft betroffen - wird beschädigt und verletzt.

Geschlechtlichkeit ist eine zarte Pflanze. Zerbrechlich, schnell kann sie verwelken. Gebe Gott, dass wir uns gerade auf diesem Gebiet nicht verletzen. Gerade Frauen sind darin sehr sensibel. Das ist weniger eine Rechtsfrage. Es geht um Ehre und Würde.


Quelle:
KNA