Regensburger Bischof hält Katechese über Sexualmoral

Absage an Hypersexualisierung

Der Regensburger Bischof Voderholzer hat am Freitagabend in der Münchner Stadtpfarrkirche St. Peter eine Katechese über die kirchliche Ehe- und Sexualmoral gehalten. Er räumte ein, dass es in der Verkündigung Fehlformen gegeben habe.

Bischof Rudolf Voderholzer / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Rudolf Voderholzer / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Eine "engstirnige und engherzige Sexualmoral" habe oft nur strikte Verbote gekannt, "wo gerade auch die Freude an der guten Schöpfungswirklichkeit Gottes zum Ausdruck hätte kommen müssen". Man müsse aber auch anerkennen, dass sich sowohl das Lehramt wie auch die Seelsorge von dieser Praxis in den vergangenen Jahrzehnten "weit entfernt" hätten.

Voderholzer sagte, es gehe bei diesem Thema um "Orientierungshilfen". Sie sollten geeignet sein, "den modernen Menschen nicht zuletzt vor den negativen Auswirkungen einer zweifellos vorhandenen Hypersexualisierung unserer Gesellschaft zu bewahren". Kirchliche Sexualmoral ziele zunächst nicht "auf möglichst detaillierte Einzelvorschriften im Bereich der Genitalität", sondern weit mehr auf eine Kultur der Verantwortung vor dem Schöpfer, Respekt vor der Würde des Anderen und der eigenen Person, auf Beziehungsfähigkeit und Liebesfähigkeit.

Das christliche Menschenbild gebiete, den anderen als freies, personales Gegenüber zu sehen und nicht als Sache, über die verfügt werden könne, betonte der Bischof. In der Sexualität teile sich der Mensch selbst mit, sie gehe ihn als Ganzen an und dürfe nicht auf physiologische Vorgänge reduziert werden.

Nicht dem Zeitgeist blind folgen

Der Bischof grenzte sich von denjenigen innerhalb der Kirche ab, die da meinen, dass man aufgrund des Zeitgeistes eine Änderung in der kirchlichen Sexualmoral vornehmen müsste: "Zunächst tut die Kirche in jedem Fall gut daran – und das war zentrales Anliegen auch des Fragebogens im Vorfeld der nächsten Bischofssynode –, wenn sie den Blick richtet auf das, was sich zwischen den Geschlechtern heute ereignet und möglichst differenziert wahrnimmt, was sich hier an Fragen, Sehnsüchten oder auch an Aporien des menschlichen Lebens artikuliert. Doch das bedeutet freilich nicht, dass sich die kirchliche Lehre einfach der Macht des Faktischen unterwirft, ihr gewissermaßen nach dem Mund redet und über alles schnell den Segen spricht. Vielmehr geht es darum, die menschliche Lebenswirklichkeit im Licht des Glaubens zu deuten und vom Glauben her Lebenshilfen anzubieten. Nur so kann es gelingen, das, was vom christlichen Glauben her zur Wirklichkeit der Ehe zu sagen ist, auch den Menschen in der Moderne wieder als heilsam und verheißungsvoll verständlich zu machen."

Voderholzer relativierte die Bedeutung der Methodenwahl bei der Empfängnisregelung. Obwohl dieses Problem in der katholischen Kirche seit Jahrzehnten besonders umstritten sei, "wird man es zunächst als nachgeordnet ansehen müssen". Viel grundlegender sei die Frage, wie es um die Verpflichtung oder Bereitschaft bestellt sei, Kindern das Leben zu schenken.

Der Bischof würdigte zugleich die umstrittene Enzyklika "Humanae Vitae" (1968) von Papst Paul VI. Dieser habe "sehr hellsichtig" auf die Gefahr einer Verselbstständigung egoistischer Interessen im Zusammenhang einer zunehmenden Sexualisierung der Gesellschaft hingewiesen. Viel zu wenig gesehen werde, dass er vor allem den Zeugungsakt als Quelle des Lebens von jeglicher Manipulation habe freihalten wollen.

Voderholzer plädierte für die "Entwicklung und Vermittlung einer realitätsnahen und erfahrungsbezogenen Ehespiritualität". Trotz eines gewachsenen Problembewusstseins sei eine "entsprechend intensive geistliche Sorge für das "Sakrament des Alltags" bis heute nicht zu erkennen. Engagierte Christen wollten aber von ihrer Kirche durchaus wissen, wie sie die Ehe als ganz persönliche Berufung in einer säkularisierten Gesellschaft leben könnten. Deswegen sei es bedenklich, wenn Brautpaare in der Vorbereitung auf die Trauung "lediglich durch ein weitgehend formales Verfahren geschleust werden".

 

Quelle:
DR , KNA