Der neue BDKJ-Vorsitzende Ehrenlechner im Interview

"Die Jungen sollen ihren Glauben frei entfalten"

Ohne katholische Jugendarbeit sind die Kirchen auf lange Sicht leer. Der Dachverband der katholischen Jugendverbände BDKJ hat seit dem vergangenen Wochenende einen neuen Vorsitzenden: Wolfgang Ehrenlechner. Ein domradio.de-Interview.

Wolfgang Ehrenlechner (KNA)
Wolfgang Ehrenlechner / ( KNA )

domradio.de: Sie sind 33 Jahre alt, waren bislang bei der katholischen Landjugend und wechseln jetzt zum übergeordneten Verband, dem BDKJ. Was haben Sie vor mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend?

Ehrenlechner: Mir ist es wichtig, in katholischer Kirche für die Interessen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einzutreten. Da möchte ich Kirche auch in einem politischen Sinn mitgestalten. Als große Themen sehe ich, im Dialog mit den Verantwortungsträgern in der Kirche über die Rolle von Frauen in der Kirche zu sprechen, auch darüber, wie Kirche zu Sexualmoral steht und wie Kirche in der Welt wahrgenommen wird. Hier ist es, denke ich, notwendig, dass wir als BDKJ, als Vertretung für die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Kirche ganz deutlich sagen, wofür wir stehen.

domradio.de: Studien zeigen ja, dass Jugendliche weder gottlos noch gleichgültig sind. Mit der Kirche als Institution wollen aber immer weniger zu tun haben. Werden Sie versuchen, diesem Trend entgegenzusteuern?

Ehrenlechner: Zum ersten, denke ich, muss man analysieren, woran das liegt. Und ich habe ganz stark den Eindruck, dass das an einer ganz großen Distanz auch der Institution Kirche zur Lebenswirklichkeit von jungen Menschen liegt. Die jungen Menschen haben den Eindruck, dass Kirche ihnen vorschreiben will, wie sie zu leben haben. Da denke  ich, ist es unsere Aufgabe als Jugendverbände, dass wir eben auch den Raum bieten und den Glauben so zu leben für junge Menschen, dass sie sich nicht eingeschränkt fühlen, dass sie sich selbst und ihren Glauben frei entfalten können.

domradio.de: Bis gestern gab es die BDKJ-Hauptversammlung, zum ersten Mal nicht in Altenberg, sondern in Bayern. Katholische Jugendliche haben dort ihr eigenes, junges Bild von Europa entworfen. Das ist vielleicht ganz interessant so kurz vor der Europawahl. Wie sieht das aus?

Ehrenlechner: Ganz zentrale Themen sind für die Mitglieder der Hauptversammlung Demokratie und Beteiligung gewesen. Da wurde ganz deutlich der Wunsch spürbar, Europa muss demokratischer werden, es muss mehr Möglichkeiten zur Beteiligung, zur Gestaltung dieses Europas geben

domradio.de: Ihr Vorgänger, Dirk Tänzler, war neun Jahre lang Vorsitzender. Mit 44 ist er jetzt abgetreten. Würden Sie es begrüßen, wenn es einen häufigeren Wechsel an der Spitze gäbe?

Ehrenlechner: Der Wechsel ist grundsätzlich alle drei Jahre möglich. Als Bundesvorsitzender wird man beim BDKJ für drei Jahre gewählt. Dann steht natürlich die Frage an, hat man seine Arbeit gut gemacht, hat man selber auch weiter Interesse, die Arbeit zu machen? Und wenn jemand wiedergewählt wird, dann denke ich, ist es super, den Verband auch über einen längeren Zeitraum zu führen.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR