Wunsch nach Freiheit und Geld hindert Deutsche am Kinderkriegen

Was Priorität im Leben hat

Der Wunsch nach persönlicher oder finanzieller Freiheit sind statistisch gesehen die größten Argumente der Deutschen gegen Kinder. Zu diesem Schluss kommt eine am internationalen Tag der Familie veröffentlichte Studie.

"Viele setzen sich selber unter Druck"  (dpa)
"Viele setzen sich selber unter Druck" / ( dpa )

Der Studie zufolge ist für 88 Prozent der Deutschen die Familie das Wichtigste im Leben. Dennoch bleibt die Geburtenquote mit einem Schnitt von 1,36 Kindern pro Frau in Deutschland deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 1,57.

Befragte: Kind würde Lebensstandard verändern

62 Prozent der 2.000 Befragten gaben an, sie wollten lieber frei und unabhängig bleiben. 61 Prozent erklärten, sie könnten sich keine Kinder leisten oder wollten ihren Lebensstandard nicht verändern.

Weiter spielen die berufliche Karriere (59 Prozent) sowie die Sorge, Familie und Beruf nicht vereinbaren zu können (54 Prozent), eine Rolle.

Daneben werden auch der fehlende Lebenspartner, die unsichere Zukunft für künftige Generationen sowie unzureichende staatliche Voraussetzungen als Ursachen geltend gemacht. Selbst die Sorge, den falschen Zeitpunkt zu wählen, oder die Auffassung, dass Kinder keinen erfüllenden Lebensinhalt darstellen, werden als Argumente gegen eine Familiengründung genannt. Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hatte die Studie zum 20. internationalen "Tag der Familie" am Donnerstag in Hamburg veröffentlicht.

Studie: Wenig Zeit für Nachwuchs

Der Wissenschaftliche Leiter der BAT-Stiftung, Ulrich Reinhardt, erklärte dazu, die Deutschen litten unter zunehmender Zeitnot. "Viele Bundesbürger setzen sich selber unter Druck, denn sie wollen im Beruf erfolgreich sein, in ihrer Freizeit etwas erleben, ihre sozialen Bindungen pflegen und sich auch noch in Ruhe erholen. Da bleibt für Nachwuchs wenig Zeit."

Von ostdeutschen Befragten werden fehlende staatliche Voraussetzungen, finanzielle Gründe sowie Schwierigkeiten bei der Work-Family-Balance deutlich öfter angeführt als von Westdeutschen.

Diese hingegen äußern häufiger Bedenken in Bezug auf ihre Unabhängigkeit oder sehen in Kindern seltener einen erfüllenden Lebensinhalt. Dies gilt für fast jeden dritten wohlhabenden Deutschen (30 Prozent) mit Monatseinkommen über 3.500 Euro. Bei den Geringverdienern (unter 1.500 Euro) sieht das nicht einmal jeder Vierte (23 Prozent) so.

Laut Statistischem Bundesamt kostet ein Kind im Schnitt rund 550 Euro im Monat; 42 Prozent aller Kinder sind Einzelkinder, nur 15 Prozent haben zwei oder mehr Geschwister; drei Viertel aller Kinder wachsen bei verheirateten Eltern auf. Im Osten liegt der Anteil von Alleinerziehenden bei 25 Prozent, im Westen bei 16 Prozent.

 


Quelle:
KNA