Lateinischer Patriarch ruft an Weihnachten zu Barmherzigkeit auf

Weihnachten im Heiligen Land

Im Heiligen Land kommen zu Weihnachten traditionell Christen aus aller Welt zusammen, um gemeinsam zu feiern. Von Jerusalem nach Bethlehem ging die Prozession mit dem lateinischen Patriarchen.

Heiligabend 2015 in Betlehem / © Andrea Krogmann (KNA)
Heiligabend 2015 in Betlehem / © Andrea Krogmann ( KNA )

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, hat zu Weihnachten zu Barmherzigkeit aufgerufen. Die Barmherzigkeit sei "ein politischer Akt schlechthin» und zugleich allen Religionen eingepflanzt, sagte das Oberhaupt der lateinischen Katholiken Heiligen Land in seiner Predigt in der Mitternachtsmesse in der Katharinenkirche in Bethlehem.

Twal beklagte die jüngsten Gewalttaten in der Welt. "Wir können mit Trauer sagen, dass wir unsere Menschlichkeit und unsere spirituellen Werte verloren haben." Religion sei zu einem Motiv des Tötens im Namen Gottes geworden, anstatt zur Brüderlichkeit einzuladen.

Twal dankte jenen Staaten wie Jordanien, Libanon, Türkei und europäischen Ländern, die zahlreiche Flüchtlinge aufgenommen hätten. Dies zeige, dass es noch Barmherzigkeit und Gutes in der Welt gebe und nicht alles verloren sei. Im Anschluss an die Messe legte er in der Geburtskirche in einem traditionellen Ritus eine Figur des Jesuskindes auf jene Stelle, an der die Geburt Christi verehrt wird.

Begleitet von hohen Sicherheitsvorkehrungen hatten die Weihnachtsfeierlichkeiten am Mittag mit dem traditionellen Einzug des Patriarchen in Bethlehem begonnen. In einem Konvoi von Kirchenvertretern fuhr Twal von der Jerusalemer Altstadt zur Geburtsbasilika. Am Weg des Patriarchen und auf dem zentralen Krippenplatz hatten sich deutlich weniger Menschen als in den Vorjahren versammelt. Auf den Dächern rund um den Krippenplatz waren palästinensische Scharfschützen postiert.

In Begleitung des Militärs

Israelisches Militär begleitete den Patriarchen vom Kloster Mar Elias zwischen Jerusalem und Bethlehem bis zum Kontrollpunkt am Rachel-Grab. Auf dem Krippenplatz empfingen Bethlehems Bürgermeisterin Vera Baboun, der Berater von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, Siad El-Bandak, und weitere Palästinenser die Kirchenvertreter. Anschließend zog Twal in einer Prozession in die katholische Katharinenkirche neben der Geburtsbasilika.

In seiner in der vergangenen Woche vorgestellten Weihnachtsbotschaft hatte Twal angesichts der gegenwärtigen politischen Lage zu bescheidenen Weihnachtsfeiern aufgerufen und seine Besorgnis über die Situation im Nahen Osten geäußert. Der "Dritte Weltkrieg in Teilen", von dem Papst Franziskus wiederholt gesprochen habe, entfalte sich "vor unseren Augen in unserer Region". Als Kern der gegenwärtigen Krise bezeichnete der Jordanier den Syrienkrieg. Die Zukunft des Nahen Ostens hänge von der Lösung dieses Konflikts ab.

Zu Wochenbeginn hatte Israel Reiseerleichterungen für Christen aus den Palästinensergebieten und dem Gazastreifen angekündigt. 400 Christen aus dem Westjordanland sollten eine Ausreisegenehmigung über den Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv erhalten. Darüber hinaus sollten 500 Christen aus dem Westjordanland zu Verwandtenbesuchen nach Gaza reisen dürfen. 800 Christen aus Gaza werde der Besuch von Ostjerusalem und dem Westjordanland gestattet, hieß es.

Die Weihnachtsfeiern in Bethlehem enden am 19. Januar mit den Feiern der orthodoxen Armenier.

Abbas: Stolz auf älteste christliche Gemeinschaft

Palästinenserpräsident Abbas hatte in seiner am Mittwoch veröffentlichten Weihnachtsbotschaft darauf verwiesen, dass die Geburt Jesu und die Geburt Mohammeds erstmals seit Jahrhunderten auf den gleichen Termin fielen. "Milliarden von Menschen auf der Welt feiern die Geburt von zwei großen Boten von Liebe, Hoffnung, Gerechtigkeit und Frieden."

Die Palästinenser seien stolz darauf, den Geburtsort Jesu und die älteste christliche Gemeinschaft zu haben, so Abbas. Christen seien keine Minderheit, sondern "integraler Bestandteil unseres sozialen Geflechts". Der Palästinenserchef verwies auf die weihnachtliche Hoffnungsbotschaft, die auch "in den schwierigen Zeiten gilt, denen unsere Nation und die Welt gegenüberstehen".

Weniger Pilger in 2015 im Heiligen Land

Zu Wochenbeginn hatte Israel eigenen Angaben zufolge Reiseerleichterungen für Christen aus den Palästinensergebieten und dem Gazastreifen angekündigt. 400 Christen aus dem Westjordanland sollten eine Ausreisegenehmigung über den Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv erhalten. Darüber hinaus sollten 500 Christen aus dem Westjordanland zu Verwandtenbesuchen nach Gaza reisen dürfen. 800 Christen aus Gaza werde der Besuch von Ostjerusalem und dem Westjordanland gestattet, hieß es.

Aufgrund der angespannten Sicherheitslage im Land und in der Region waren in diesem Jahr deutlich weniger Besucher ins Heilige Land gekommen. Nach Angaben der Franziskanerkustodie sank die Zahl der Pilger an den Heiligen Stätten um rund 25 Prozent im Vergleich zum ebenfalls schwachen Vorjahr. Die Weihnachtsfeiern in Bethlehem enden am 19. Januar mit den Feiern der orthodoxen Armenier.


Quelle:
KNA