Papst Franziskus beantwortet Briefe von Kindern aus aller Welt

Beten vor dem Zahnarzt

"Wenn Ihr nicht werdet wie die Kinder ...", hat Jesus einst gepredigt. Papst Franziskus hat dies nun wörtlich genommen und die Briefe von Mädchen und Jungen aus aller Welt mit ihren Fragen beantwortet.

Autor/in:
Barbara Just
Papst Franziskus liegen Kinder am Herzen / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus liegen Kinder am Herzen / © Paul Haring ( KNA )

Male dem Papst ein Bild und stelle ihm dazu eine Frage: Das ließen sich Mädchen und Jungen von Jesuitenschulen aus aller Welt nicht zweimal sagen. Hunderte griffen zu ihren Farbstiften. Am Ende waren es 30 ausgewählte Briefe, die der Direktor der Zeitschrift "La Civilta Cattolica", Antonio Spadaro, Franziskus vorlegte. Zwei Jahre zuvor hatte der Jesuit selbst ein weithin beachtetes Interview mit dem Kirchenoberhaupt geführt. Nun war es Sache der Kinder zu fragen. Und sie taten es: unverblümt, direkt und ohne Scheu.

Buch "Lieber Papst Franziskus"

"Ich hätte sie hier bei mir haben sollen", soll Franziskus geseufzt haben. Denn so wie schon Jesus die Kinder einst zu sich kommen ließ, schätzt auch er deren Gesellschaft. Jemandem unmittelbar vor sich zu haben und ihm oder ihr beim Beantworten der Frage ins Gesicht zu blicken, wäre halt nochmal etwas anderes gewesen. So nahm sich der Papst gut eineinhalb Stunden Zeit, um auf die jeweiligen Anliegen einzugehen und seine Antworten zu diktieren. Herausgekommen ist ein lebendiges, buntes Buch mit dem Titel "Lieber Papst Franziskus", das am Montag in deutscher Übersetzung im Münchner Kösel-Verlag erschien.

Der Band enthält besagte Briefe, dazu Fotos der Kinder mit Angabe von Alter und Namen sowie ihre Zeichnungen und teils kniffligen Fragen.

Lieblingsthema Fußball

"Du hast mir eine schwierige Frage gestellt", antwortet der Papst Tom aus Großbritannien. Der Achtjährige will wissen: "Was war Deine schwerste Entscheidung, was Deinen Einsatz für den Glauben angeht?" Der Argentinier gibt zu, dass es ihm schwerfalle, Menschen wegzuschicken. "Ich vertraue anderen gerne", schreibt Franziskus. Deshalb fühle er sich in solchen Fällen "wirklich mies". Doch manchmal bleibe ihm nichts anderes übrig, als jemanden von seiner Aufgabe oder Verantwortung zu entbinden, weil die Person diese Rolle nicht ausfüllen könne.

Richtig locker wird der Papst beim Thema Fußball. Der achtjährigen Chinesin Wing erklärt er, dass er diesen Sport einfach möge. Auch wenn er selbst "nicht gerade flinke Füße" habe, sehe er den Mannschaften gerne zu. Man müsse als Team auftreten und für alle das Beste anstreben, ohne an den eigenen Gewinn oder Ruhm zu denken - "so müsste es auch in der Kirche sein!"

Tröstende Worte hält der Papst für Luka aus Australien bereit. Der Siebenjährige hat mit wenigen Strichen eine Engelsfigur mit Heiligenschein gezeichnet. Ihn treibt um, ob seiner verstorbenen Mutter im Himmel nun Flügel wüchsen. "Aber nein!", schreibt Franziskus. Sie sei immer noch seine Mutter, "der Mensch, den du kanntest, aber sie ist strahlender als je zuvor". Am besten solle sich der Junge seine Mutter "schön, lächelnd und voller Liebe für Dich" vorstellen.

Liebevolle Art

Es ist eine sehr liebevolle Art, wie der Papst Rede und Antwort steht. "Danke, dass Ihr mir all Eure Briefe schickt. Es macht mir große Freude, sie zu lesen", lautet seine Botschaft an die Kinder der Welt. Da stört es nicht, ob ein Bild besser oder schlechter gelingt.

Der neunjährige Michael aus Nigeria etwa hat ein eher holprig gezeichnetes Männchen abgeliefert. In klarer Schrift hat er dafür seine Frage notiert: Er will wissen, wie die Konflikte in der Welt gelöst werden können.

Dem Papst fällt sofort auf, dass in Michaels Zeichnung Traurigkeit anklingt. "Sie zeigt, dass Du mit Konflikten Erfahrung hast." Aber es gebe kein Wundermittel dafür. "Ich kann nicht alle Konflikte auf dieser Welt lösen, doch Du und ich wir können versuchen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen", ermutigt Franziskus den Jungen.

Beten kann da nicht schaden. Ob denn der Papst einen Lieblingsort dafür habe, interessiert Josephine (8) aus Großbritannien. Eigentlich tue er das überall gerne, sagt das Kirchenoberhaupt. Er liebe es jedoch besonders, vor dem Allerheiligsten zu stehen. "Aber ich kann auch beim Gehen beten oder wenn ich zum Zahnarzt muss. Ich entdecke Gott überall."


Quelle:
KNA