Kapitelsamt aus dem Kölner Dom

Dritter Fastensonntag

domradio überträgt am dritten Fastensonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom.

 (DR)

Ostern ist der eigentliche Tauftag der Kirche. In früheren Zeiten war daher die Fas-tenzeit die letzte und wichtigste Vorbereitungszeit der Katechumenen, der Taufkan-didaten. Auf die Taufe und damit auf Ostern verweisen uns auch die Texte des heu-tigen Sonntags, die in verschiedener Weise vom Wasser sprechen. Auch für die schon Getauften ist dieser Sonntag ein Tag der Vergewisserung. Was habe ich in der Taufe empfangen? Was bedeutet das für mein Leben? Gerade wenn wir als Kinder getauft wurden, aber auch dann wenn wir die Entscheidung als Erwachsene selbst getroffen haben, brauchen wir die immer wieder erneuerte Entscheidung, auf Chris-tus zu vertrauen und das eigene Leben auf die Rettung durch ihn zu gründen: ihn als das Leben spendende Wasser zu erfahren.

Erste Lesung
Der Gewinn der Freiheit bedeutet oft einen Verlust an äußerer Sicherheit. So geht es auch den Israeliten nach ihrer Flucht aus Ägypten. Sie lebten dort zwar unfrei, aber ihr Überleben war gesichert. Jetzt, in der Wüste, sind sie ständig von Durst und Hun-ger bedroht. Allerdings haben sie mehrfach erlebt, dass Gott bei ihnen ist und für sie sorgt - mit Wasser, Manna und sogar mit Wachteln. Jedoch lässt Gott keine Vorsor-ge zu und gibt nur das für den jeweiligen Tag Nötige. Nun fehlt es an Wasser. Trotz ihrer Erfahrung murren die Menschen gegen Mose, als der Durst lebensbedrohlich zu werden scheint. Sie streiten mit Mose - eigentlich aber misstrauen sie dem Beistand Gottes. Ist er noch bei uns? Können wir uns wirklich auf ihn verlassen? Doch Gott verliert nicht die Geduld. Er stellt sich vor Mose und fordert ihn auf, die Sache in die Hand zu nehmen. Und Mose wirkt Gottes Wunder: Wasser quillt aus dem Felsge-stein und das Volk überlebt.

Zweite Lesung
Wenn bei uns ein Gefangener begnadigt werden soll, stellen sich viele Menschen die Frage: Hat er oder sie es verdient? Bereut er seine Tat? Hat sie sich schon gebes-sert? Aber Gnade ist, was ihr lateinischer Name sagt: "gratia" - gratis - umsonst. So ist es jedenfalls bei Gott: Noch bevor wir Einsicht gezeigt haben, hat er unsere Be-gnadigung geschaffen: Christus nimmt die Folge unseres Tuns auf sich, er wird selbst das Opfer - und wer außer dem Opfer hätte das Recht zu vergeben? Weil die Gnade nicht von seinem eigenen Tun abhängig ist, kann Paulus sein Vertrauen, sei-ne Hoffnung darauf setzen, von Gott gerettet zu sein, denn er erfährt die Liebe Got-tes, durch den Heiligen Geist in seinem Herzen ausgegossen, als lebendiges Was-ser, das uns das Überleben sichert.

Evangelium
Wie das Schöpfgefäß im Brunnen geht die Geschichte immer weiter in die Tiefe. Die fremde Frau spricht von Durst - zunächst ganz einfach von dem körperlichen Be-dürfnis nach Wasser. Jesus hat Durst und lässt sich von der Frau Wasser geben. Aber auch sie hat immer wieder Durst, der immer neu gestillt werden muss. Die sa-maritanische Frau muss immer wieder am Brunnen Wasser holen. Jesus bietet ihr Wasser, das den Durst endgültig stillt. Doch das ist nicht das materielle Wasser. Je-sus meint etwas, das ihren inneren Durst stillt: Alle ihre Beziehungen zu Männern sind gescheitert - wie und warum, das sagt uns die Geschichte nicht -, und auch ihr jetziger Mann kann oder will nicht zu ihr stehen. Auf dieser Ebene ändert sich zu-nächst nichts. Doch Jesus begreift ihren Durst tiefer, denn die eigentliche Beziehung, nach der die Frau am Jakobsbrunnen dürstet, ist die zu Gott. Sie steht ihr in Christus offen; sein Geist, in dem Juden und Samaritaner gemeinsam beten können, ist das lebendige Wasser.