Kapitelsamt aus dem Kölner Dom - Predigt in Bild und Ton

Dritter Sonntag der Osterzeit

domradio übertrug am dritten Sonntag der Osterzeit das Kapitelsamt mit Domkapitular Prälat Dr. Günter Assenmacher aus dem Kölner Dom. Das Vokalensemble Kölner Dom sang unter der Leitung von Andreas Weis den Cantus Missae op. 109 von Josef Gabriel Rheinberger. Die Orgel spielte Ulrich Brüggemann.

 (DR)

Mit den österlichen Texten über das Leiden, Sterben und die Auferweckung Jesu scheint das Wesentliche bereits gesagt, das Äußerste des Sagbaren erreicht oder gar überschritten zu sein. Aber in eben dieser Grenzsituation öffnet sich ein neuer Horizont, der in den biblischen Lesungen der sechs Sonntage bis Pfingsten bedacht wird: Es geht um den Anspruch an das eigene Leben, um die Herausforderung zur Nachfolge. Die Berichte von den Erscheinungen des Auferstandenen, die Bedeutung des Brotbrechens und des Teilens führen uns die alltäglichen Situationen eigener Verantwortung vor Augen und zeichnen zugleich ein Bild gelingenden Lebens.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Wer ist Jesus von Nazaret? Um diese Frage kreisen die Texte des Neuen Testaments, und auch der Apostel Petrus versucht in der sogenannten Pfingstpredigt, eine Antwort auf diese Frage zu geben. Eindrücklich spricht er vom zeichenhaften Handeln Jesu auf Erden, eindrücklicher noch von dessen Tod, Auferstehung und Himmelfahrt. Um aber davon sprechen zu können, greift er zurück auf eine der bedeutendsten Figuren Israels, auf König David. Davids Blick auf die „Wege des Lebens" sowie seine Hoffnung über den Tod hinaus wertet Petrus als Grundlage für die Hoffnung auf Jesu Auferstehung. Von David her, dem „Propheten" und „Patriarchen", dessen Verse aus Psalm 16 als verbindliches und verlässliches Wort Gottes zitiert werden, wird verständlich, wer Jesus ist: Er ist der Gesalbte, der Sohn Davids.

Zweite Lesung
Gute Taten, so heißt es in Bert Brechts Drama „Der gute Mensch von Sezuan", seien der Ruin. Gutsein bedeute den Verlust an Selbstbestimmung. Verstand und Güte, so scheint es,  schließen einander aus, da das alltägliche Überleben die Anwendung von List, Gewalt, Unterdrückung und Ausbeutung unvermeidbar mache. Vordergründig scheint die Geschichte Jesu diese Logik zu bestätigen: gekreuzigt als ein Gesetzloser, gestorben vor den Toren der Stadt und schließlich begraben. Der christliche Glaube betont demgegenüber immer wieder den Leben verändernden Sinn von Jesu Tod und Kreuz. Passion im christlichen Verständnis bedeutet nicht einfach das Ertragen von Schmähungen und Schmach. Es geht um eine Passion für den anderen Menschen. Die Passion ist die Leidenschaft für das Gute am anderen Menschen, zu der uns der Glaube an Jesus animieren will.

Evangelium
„Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!" In den Kirchen der Orthodoxie begrüßen sich die Christen in der Osterzeit mit diesem Satz. Die Erfahrung der Emmausjünger reicht somit hinein in die unmittelbare Jetztzeit. Im Vordergrund steht die bleibende Erfahrbarkeit des Auferstandenen, der sich im Wort und beim gemeinsamen Mahl zu erkennen gibt. Die Begegnung mit dem Auferstandenen geschieht dabei unmerklich, in einer alltäglichen Situation: auf dem Weg, im Gespräch, beim Essen. Erst im Rückblick scheint alles klar gewesen zu sein: „Brannte uns nicht das Herz, als er unterwegs mit uns redete?" Die Erzählung von den Emmausjüngern ist mehr als ein historischer Bericht. Wäre sie nur dies, würde sie Vergangenes erzählen. Der Text jedoch will uns heute erreichen und in unser Leben hinein sprechen. Der Auferstandene begegnet auch uns, wie es in Mt 25 heißt, in den Hilfsbedürftigen, den Armen, Waisen und Gefangenen. Aber auch das wird uns erst in der Rückschau bewusst werden.

(Quelle: Messbuch 2008, Butzon & Bercker Verlag)