Als "nicht praxistauglich" kritisieren die katholischen Krankenhäuser in Deutschland die geplante Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Der SPD-Politiker versuche, seine sehr theoretischen Reformideen zu retten, habe aber wesentliche Fragen zur Zukunft der Krankenhauslandschaft nicht beantwortet, kritisierte die Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands, Bernadette Rümmelin, am Dienstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.
Dagegen habe NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Krankenhausreform an Rhein und Ruhr mit allen betroffenen Akteuren gemeinsam entwickelt und ein Konzept erarbeitet, das Hand und Fuß habe, sagte die Geschäftsführerin. "Daher würden wir uns wünschen, dass die Reform auch bundesweit eins zu eins mit dem NRW-Modell startet."
Zentralisierung geplant
Lauterbach versuche, möglichst viele Leistungen an großen Standorten zu zentralisieren, kritisierte Rümmelin. Zum Ausgleich schlage er wohnortnahe Versorgungseinrichtungen vor, die ambulante und stationäre Grundversorgung unter einem Dach bieten. "Die vielen praktischen Fragen, die sich daraus ergeben, hat er uns allerdings noch nicht beantwortet. Doch genau das wäre notwendig, damit die Träger in die Transformation einsteigen können."
Rümmelin äußerte Zweifel, ob die Ziele der Reform - weniger Krankenhäuser und bessere Behandlungsqualität durch höhere Fallzahlen - erreicht werden können. So schaffe das angedachte Finanzierungsmodell Voraussetzungen, unter denen es für viele spezialisierte Häuser gar nicht attraktiv sei, mehr Patienten zu behandeln als bisher. "Es droht daher, dass Behandlungsangebote einfach wegfallen. Für die Patienten bedeutet dies dann nicht nur weitere Wege, sondern auch lange Wartelisten."
Am Rand der Insolvenz
Die Geschäftsführerin forderte schnelle Übergangshilfen für angeschlagene Krankenhäuser. "Ohne wirksame Therapie geht das nicht mehr lange gut." Der Fachkräftemangel sei hoch, und die Länder blieben immer noch Teile der dringend benötigten Investitionsförderung schuldig.
"Problematisch ist, dass die Krankenhäuser keinen echten Ausgleich für die inflationsbedingt gestiegenen Kosten bekommen. Das treibt Kliniken wahllos an den Rand der Insolvenz, manche auch hinein", sagte Rümmelin. "Wird dieser kalte Strukturwandel jetzt nicht gestoppt, droht in manchen Regionen bald Unterversorgung."
Katholische Krankenhäuser regieren laut Rümmelin auf die schwierige Situation vermehrt mit Zusammenschlüssen unter dem Dach regionaler oder überregionaler Träger. In den vergangenen zwei Jahren seien so in Köln und im Ruhrgebiet drei katholische Verbünde mit zwischen 7.000 und 14.000 Mitarbeitenden entstanden.
Wo eine Kooperation im katholischen Umfeld nicht möglich ist, gelte ein ökumenisches Zusammengehen als nächste Option. Natürlich würden auch Häuser geschlossen: "Seit 2019 hat das 26 katholische Standorte betroffen." Die Deutsche Krankenhausgesellschaft rechne damit, dass in zehn Jahren bis zu 20 Prozent der Klinikstandorte wegfallen werden. "Das würde die katholische Kliniklandschaft dann ungefähr im gleichen Umfang treffen."
Wettbewerbsverzerrungen zu Gunsten kommunaler Kliniken
Rümmelin beklagte Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten kirchlicher Krankenhäuser gegenüber kommunalen Einrichtungen. "Rutscht ein kommunales Krankenhaus ins Defizit, gleicht das häufig die Stadt oder der Landkreis mit einem Griff in den Steuertopf aus.
Freigemeinnützige Häuser müssen mit dem klarkommen, was sie erwirtschaften", sagte sie. Allerdings gebe es inzwischen immer mehr Kommunen, die ihre Zuschüsse für lokale Krankenhäuser hinterfragten. "Was wir eigentlich brauchen, ist eine auskömmliche Finanzierung für alle versorgungsrelevanten Krankenhäuser."