DOMRADIO.DE: So auf den Punkt gesagt, wer war Esther Bejarano? Was hat sie mit Saarbrücken und dem Saarland zu tun?
Thomas Hufschmidt (Pfarrer der Jugendkirche Eli.ja in Saarbrücken): Bejarano wurde in Saarlouis geboren, am 15. Dezember 1924. Und ist dann später mit ihrer Familie nach Saarbrücken gezogen, weil ihr Vater dort eine Kantorenstelle angenommen hat. Sie war, obwohl sie dann in Hamburg später gelebt hat, eine Saarländerin.
DOMRADIO.DE: Jetzt gibt es auch eine Esther-Bejarano-Figur in der Milieukrippe, die der Kölner Krippenbauer Benjamin Marx gerade in Saarbrücken aufbaut. Was bringt das denn zum Ausdruck?
Hufschmidt: Das bringt für mich zum Ausdruck, dass Esther Bejarano auch heute noch eine Botschaft für uns hat. Sie ist hochbetagt gestorben, vor knapp drei Jahren. Aus Ihrem Leben heraus, ihrem Lebenszeugnis, gibt es eine Botschaft für uns heute. Und deshalb ist es gut, dass die Figur bei uns in dieser Krippe steht.
DOMRADIO.DE: Was ist diese Botschaft ihres Lebens?
Hufschmidt: Es geht einmal um das Verzeihen. Was sie erlebt hat in Auschwitz und in anderen Konzentrationslagern. Das muss ja der Horror gewesen sein. Das kann man auch in ihrer Autobiografie lesen.
Also zum einen ist ihre Botschaft das Verzeihen und auch immer wieder auf die Versöhnung hoffen und darauf, dass es besser wird. Ihr Leben gibt davon Zeugnis. Anders ist es nicht zu verstehen, wie diese Frau diese Kraft hatte, bis ins hohe Alter immer wieder zu erinnern, dass es nie wieder passieren darf, was damals passiert ist.
DOMRADIO.DE: Eine Botschaft, die gerade zur Advents- und Weihnachtszeit besonders gut passt. Was planen Sie an Esther Bejaranos Geburtstag?
Hufschmidt: Wir hatten gestern ihre Figur bewusst in einen kleineren Kreis in die Krippe gestellt, wo wir uns bewusst gemacht haben, was sie uns auch heute zu sagen hat. Heute findet die Aussendefeier des Friedenslichtes, also die saarlandweite Ausbildungsfeier, bei uns in der Kirche der Jugend statt. Und auch das ist ein Punkt, wo sie noch einmal im Fokus steht, heute Abend im Gottesdienst. Heute werden viele Pfadfinderinnen und Pfadfinder da sein und auf jeden Fall mit ihr und ihrer Person in Kontakt kommen.
DOMRADIO.DE: Sie kümmern sich auch als Jugendpfarrer besonders um die jungen Leute und legen bei dieser Arbeit auch viel Wert auf Erinnerungsarbeit. Warum ist das auch gerade bei jungen Leuten so wichtig?
Hufschmidt: Ich glaube, wir sind gerade an einem Scheideweg, wo viele Zeitzeugen nicht mehr leben. Ich bin 34 Jahre alt. Ich habe da in meiner Jugendzeit noch viel erleben dürfen. Dadurch, dass diese Zeitzeugen nicht mehr leben, glaube ich, ist es herausfordernder denn je, das, was damals passiert ist, noch lebendig zu halten.
Wir merken, das unsere Gesellschaft herausgefordert ist, irgendwie damit umzugehen, auch wenn rechte Tendenzen auftreten. Und wir verstehen uns auch als eine Institution, als Kirche der Jugend, gerade jungen Menschen hier auch Möglichkeiten mitzugeben, wie sie Entscheidungen treffen können. Für Demokratie, für Freiheit aus ihrem Glauben heraus.
DOMRADIO.DE: Sie haben gerade schon die Bedeutung Esther Bejaranos angesprochen. Was glauben Sie denn, wäre ihre Botschaft in diesem Advent 2024, der ja auch von vielen Krisen weltweit überschattet wird?
Hufschmidt: Ich habe eines ihrer letzten Interviews noch mal gelesen und da hat sie gesagt, passt auf, dass so etwas nicht noch mal passiert. Ich glaube, das ist eine Botschaft, die auch heute in diesem Advent und gerade auch im Zugehen auf die Wahlen im nächsten Jahr eine Botschaft ist, die sie uns allen mitgeben kann. Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen. Nicht nur in diesem Advent, sondern darüber hinaus auch im neuen Jahr.
Das Interview führte Tim Helssen.