Warum der Advent diesmal nur drei Wochen dauert - mehr Besinnliches auf der domradio-Sonderseite

Kränze mit drei Kerzen?

"Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei..." - Ja, und dann? Was passiert in diesem Jahr eigentlich mit der vierten Kerze? So paradox diese Frage scheint, 2006 ist sie durchaus berechtigt. Denn die Vorbereitungszeit auf Weihnachten dauert diesmal tatsächlich nur drei Wochen. - Mehr rund um die Adventszeit, das domradio-Sonderprogramm und die Verlosung von DAB-Radios auf unserer Sonderseite.

 (DR)

Frühestens am 27. November, spätestens am 3. Dezember
Der Advent beginnt frühestens am 27. November und spätestens am 3. Dezember: Später als in diesem Jahr kann der Startschuss für die Vorweihnachtszeit also schon rein rechnerisch gar nicht fallen. Denn sonst würde die vorweihnachtliche Bußzeit - anders als von Papst Gregor dem Großen im sechsten Jahrhundert festgelegt - nicht mehr aus vier Sonntagen bestehen. Zwar hat es Jahrhunderte gedauert, bis sich diese Tradition durchsetzte: Verschiedene Diözesen begingen lange einen Advent von bis zu sechs Wochen. Doch seit dem 11. Jahrhundert gibt es zumindest in Westeuropa einen festen liturgischen Rahmen für vier Adventssonntage.

Diesmal sorgt der Kalender also dafür, dass Heiligabend mit dem vierten Adventssonntag zusammenfällt. "Anders als viele Menschen meinen, ist der Heilige Abend noch nicht Bestandteil des Weihnachtsfestes. Der 24. Dezember ist lediglich der Vorabend von Weihnachten, er bildet den Abschluss der Vorweihnachtszeit", erläutert der Bonner Theologieprofessor Albert Gerhards. "Insofern ist es durchaus möglich, dass der Heilige Abend und der vierte Advent auf denselben Tag fallen." Etwa alle sechs bis sieben Jahre, so Gerhards weiter, hält der Kalender diese Konstellation bereit.

Dennoch reagieren viele Menschen immer wieder überrascht über den geschrumpften Advent. Und nicht nur das: Die ohnehin oft stressige Vorbereitungszeit auf Weihnachten - in diesem Jahr könnte sie noch hektischer werden. Schließlich bleibt für die Suche nach Geschenken und andere vorweihnachtliche Aktivitäten noch weniger Zeit als sonst.

Auch für die Wirtschaft hat der kurze Advent Konsequenzen
Damit auch in diesem Jahr genug Glühwein und Kartoffelpuffer verkauft werden können, haben viele Weihnachtsmärkte in Deutschland schon seit Totensonntag geöffnet. Trotz heftiger Proteste der beiden christlichen Kirchen wurde dem Wunsch der Schausteller und Marktbetreiber vielerorts stattgegeben. Dazu kommen erstmals liberalisierte Ladenöffnungszeiten in vielen Bundesländern: einige von ihnen haben auch die Adventssonntage für den Verkauf freigegeben.

Eine weitere Folge des Kalenders: Auch in der Kirche geht es diesmal stressiger zu als in anderen Jahren - für die Pfarrer und erst recht für ihre Mitarbeiter. "Wenn der Heilige Abend auf den vierten Adventssonntag fällt, heißt das für mich: Rotieren bis weit nach Mitternacht", so Reinhard Schmehl, Küster der katholischen Sankt-Barbara-Gemeinde in Bonn.

Um den Spagat zwischen Advent und Weihnachten zu schaffen, müssen die Vorarbeiten für das Christfest diesmal deutlich früher beginnen als sonst. "Die Krippe und die Tannenbäume werden in diesem Jahr bereits am 16. Dezember aufgestellt. Anders ist das gar nicht zu bewältigen", betont Schmehl mit Blick auf den "Großkampftag" Heiligabend. "Morgens feiern wir dann noch den vierten Advent, aber sobald der Gottesdienst vorbei ist, fliegt der Kranz raus, und die Kirche wird für Weihnachten dekoriert."
Die Vorfreude auf das Fest will sich der Küster bei aller Hektik aber nicht nehmen lassen: "Wenn man sich die Arbeit richtig einteilt, bleibt zwischen Krippenspiel und Christmette noch genug Zeit für Bescherung und Besinnlichkeit."