Bundesjustizministerin Zypries vergleicht Piusbrüder mit Rechtsextremisten

"Extremistische Tendenzen"

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries wirft der traditionalistischen Piusbruderschaft extremistische Tendenzen vor. "Im Umgang mit solch religiösen Extremisten muss das Gleiche gelten wie im Umgang mit Rechtsextremisten", fordert Zypries.

 (DR)

Äußerungen der Piusbrüder machten deutlich, dass Demokratie und Freiheit nicht nur von islamistischen Fundamentalisten bedroht seien.

Als unerträglich bezeichnete die Ministerin den Appell der Bruderschaft im Vorfeld des Christopher Street Day (CSD) in Stuttgart. Anlässlich der Veranstaltungen Ende Juli hatten die Piusbrüder zu einer Mahnwache in der baden-württembergischen Landeshauptstadt aufgerufen. Beim CSD zögen "sich wild und obszön gebärdende" Menschen "pervers-fröhlich durch die Straßen".

Und weiter: "Wie stolz sind wir, wenn wir in einem Geschichtsbuch lesen, dass es im Dritten Reich mutige Katholiken gab, die sagten: 'Wir machen diesen Wahnsinn nicht mit!'. Ebenso muss es heute wieder mutige Katholiken geben!"

Appell an Katholische Kirche
Der im jüngsten Mitteilungsblatt der Piusbrüder abgedruckte Text sei eine "unerträgliche Beleidigung der Opfer des Nationalsozialismus und eine Diffamierung von Homosexuellen", sagte Zypries. Sie rief die katholische Kirche auf, einen klaren Trennungsstrich zu ziehen.

Die Kirche dürfe nicht dulden, "dass unter ihrem Dach oder auch nur in ihrem Halbschatten solche Fanatiker ihr Unwesen treiben können". Die Ministerin äußerte sich am Montagabend bei einer Buchvorstellung zum Thema "Strategien der extremen Rechte". Zuvor hatten Politiker der Grünen eine Beobachtung der Piusbruderschaft durch den Verfassungsschutz gefordert.

Piusbrüder weisen Kritik zurück
Die Piusbrüder wiesen die Kritik zurück. Der Hinweis auf das NS-Unrecht sei "vollkommen falsch verstanden" worden. Die Bruderschaft habe "weder der Absicht noch den Tatsachen nach den CSD mit dem NS-Unrechtsregime gleichgesetzt", betonte der deutsche Distriktobere Franz Schmidberger am Wochenende.

Allerdings sei nach christlicher Sittennorm das Anliegen des CSD "unmoralisch" . Dies solle der Öffentlichkeit ins Bewusstsein gerufen werden, so Schmidberger.