Die Gaben des Christkinds im Wandel der Zeit

Was Kinderaugen strahlen lässt

Wenn es am Heiligen Abend dunkel geworden ist, lässt sich mancherorts auf einmal ein Glöckchen vernehmen. Endlich ist dann für die Kinder die Zeit des Wartens vorbei. Den Moment, wenn sich die Tür zum Weihnachtszimmer mit den strahlenden Lichtern des Baums öffnet, dürften Generationen gut in Erinnerung haben.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Während in mancher Familie auch das Evangelium gelesen wird, riskieren die Kinder bereits heimliche Blicke auf die Geschenke unter dem Baum. Auf dem Wunschzettel ganz oben steht seit jeher das Spielzeug. Klassiker wie Puppen, Plüschtiere, Baukästen oder Eisenbahn sind zwar nach wie vor gefragt, doch jede Zeit hat ihre Favoriten. Zu den Top Ten gehört 2011 etwa der "Future Planet" von Playmobil. Die beliebten Plastikmännchen aus Franken, von denen es weltweit inzwischen mehr geben soll als Chinesen, erkunden mit ihren Raumschiffen jetzt auch neue Planeten und sammeln Eindrücke fremder Welten.



Apropos Sammeln. Diese Leidenschaft ist bei Kindern weit verbreitet. Die Firmen haben dies längst erkannt. Seit Sommer sind die Zoobles ein absoluter Hit. Die Fantasiegeschöpfe rollen als kleine Bälle zu neuen Abenteuern, zwinkern mit ihren Augen und lassen sich per Magnet in ihre Behausungen zurücksetzen. Eltern mögen verzweifelt den Kopf schütteln. Doch der Nachwuchs findet die seltsamen Geschöpfe einfach nur toll.



Der Historiker Helmut Schwarz bleibt da gelassen. "Spielen ist etwas Zweckfreies", lautet sein Credo. Der Direktor des Spielzeugmuseums Nürnberg weiß nur zu gut, wovon er spricht. Sein Haus ist voller Spielsachen jeglicher Art und vergangener Jahrhunderte. Im Spielen selbst würden neue Bezüge hergestellt, betont Schwarz. "Kreatives Denken besteht nämlich darin, eingespielte Pfade zu verlassen."



Technik hielt schon sehr früh Einzug

Holzspielzeug aus dem Erzgebirge bot dafür gute Möglichkeiten. Dabei waren biblische Themen immer sehr beliebt, wie die Arche Noah mit den 22 Reifentierpaaren zeigt. Ein Künstler wie Lyonel Feininger fertigte für seinen Nachwuchs um 1920 sogar kleine Holzhäuser unter dem Motto "Stadt am Ende der Welt" an.



Zu den begehrten Objekten, die in der Spielzeugstadt Nürnberg entstanden, gehören Kaufläden aller Art. Bis ins kleinste Detail wurden Einrichtungen und Ware den großen Vorbildern nachempfunden. Damit konnten sich gut zwei Kinder beschäftigen, eines verkaufte, ein anderes kaufte ein. Warum die Exponate so gut erhalten sind? Auch das hat mit der Weihnachtszeit zu tun, wie der Direktor weiß. Die kostbaren Läden und Puppenstuben durften die Kinder, immer wieder ergänzt, nur zwischen Heilig Abend bis Dreikönig nutzen. Bei guter Behandlung vielleicht noch vier Wochen länger bis Mariä Lichtmess.



Die Technik hielt ins Kinderzimmer schon sehr früh Einzug. Waren es einst Dampfmaschinen, Autos und Flugzeuge, so ist es heute der Tablet-Computer mit multimedialem Lern- und Spielsystem. Ein interaktiver Stift namens Tiptoi von Ravensburger bringt Bilderbücher zum Reden und Klingen. Selbst das Atomkraftwerk, das Loriot die Familie Hoppenstedt unterm Christbaum auspacken lässt, ist nicht seine Erfindung. Die Firma Wilesco stellte 1960 tatsächlich einen solchen Bausatz her. Schuco aus Nürnberg hatte sogar einen "Mister Atom" für künftige Wissenschaftler im Programm.



Anders sahen die Berufswünsche im 19. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre hinein aus. In gut katholischen Familien mag mancher Junge auf dem Gabentisch einen kleinen Altar gefunden haben. Ausgestattet mit Monstranz, Kerzenleuchter, Kelch und anderem Altargerät aus Zinn oder Messing konnte der Sohnemann noch vor der Mette den Gottesdienst nach dem "Missale Romanum" nachspielen. Hergestellt wurde das liturgische Spielgerät oft von Firmen in evangelischen Gegenden. Fürs Geschäft war der ökumenische Weihnachtsfrieden eben selbstverständlich.